In Frankreich hat sich ein 13-jähriger Junge das Leben genommen. Er war homosexuell und hat es nicht versteckt. Er wurde deswegen an der Schule gnadenlos gemobbt.
Ein 13-jähriger Junge hat Selbstmord begangen, weil er wegen seiner Gefühle für eine andere Person gnadenlos gemobbt wurde.
Der Schule war bekannt, dass er gemobbt wurde – laut der Direktorin war aber „alles unter Kontrolle“. Seine Mutter und Lucas hatten die Vorfälle allerdings gemeldet. Jetzt brauchen seine Lehrer Betreeung, weil sie sich Vorwürfe machen, nichts gesehen zu haben – obwohl sie Schule Teil eines Projekts gegen Mobbing war.
Was bleibt ist ein 13-jähriges Leben, dass sich lieber selbst auslöschte, statt noch länger gequält zu werden. Das keinen anderen Ausweg sah. Und Eltern, die niemals den Tod ihres Kindes hätten erleben sollen, und deren Schmerz so unendlich gross sein muss. Was bleibt mir ausser Tränen des Mitgefühls?
Nach den Tränen des Mitgefühls kommt wieder dieses Gefühl der Hilflosigkeit, gemischt mit Wut und Betroffenheit.
Wut – denn das, was man „Homophobie“ nennt, sollte man wohl besser Homo-Feindlichkeit nennen, denn Angst vor uns haben sie nicht – wohl aber angelernten Hass, Ablehnung, Intoleranz und Empathielosigkeit. Oder aber fürchten sich einige vor den eigenen Gefühlen und der eigenen Identität die da sein könnte, wenn man sie zuliesse? Was nicht sein darf, kann nicht sein – und um die eigene Männlichkeit zu beweisen, stimmt man in der Chor der Hetze gegen die nicht-Männer und Ordnungsstörer mit ein.
Wut über Eltern, die ihre eigenen Vorurteile an ihre Kinder weitergeben. Kinder werden nicht mit Vorurteilen geboren. Aber sie wachsen in einem System auf, dass davon getränkt und bestimmt ist. Auch wenn sich das eine oder andere bereits geändert hat
Und wieder Tränen.
Wut über diejenigen, die jetzt geschockt und betroffen tun obwohl sie vor nicht langer Zeit noch mit der „Manif pour tous“ liefen.
Wut über diejenigen die jetzt schlau sagen „mit 13 war er doch noch zu jung um zu wissen und sagen zu können, dass er schwul war. Das kommt von der ganzen LGBT Propaganda. Zu unserer Zeit konnten Kinder noch Kinder sein, und wurden nicht sexualisiert“. Wer sexualisiert denn Kinder von Geburt an? Rosa für Mädchen, blau für Jungs, schon vor der Geburt. Kleine spielende Kinder, „ach ist das deine Freundin? Na früh übt sich…“ „Das wird bestimmt mal ein Herzensbrecher, der wird Erfolg bei den Mädchen haben“ – Solange es heterosexuell ist, ist das alles kein Problem. „Ich habe noch nie gehört, dass jemand „Du bist zu jung um zu wissen, dass du heterosexuell bist“ gesagt hat.
Ich stelle mir einen jungen Menschen vor, der wie viele Menschen im gleichen Alter einfach nur diese schönen Gefühle entdeckt, Schmetterlinge im Bauch, oder ein Erröten, oder solche doch wundervollen Dinge. Und statt dass man sie für das andere Geschlecht empfindet, passiert das nun einmal für das gleiche Geschlecht. Dazu braucht es keine Indoktrination. Es bedarf aber der Indoktrination, um einen solch jungen Menschen zu brechen, ihm beizubringen dass das, was er empfindet schlecht ist, gegen die Natur, lächerlich, oder nur kindische Schwärmereien die man nicht ernst nehmen kann – bald wird schon die richtige gegengeschlechtliche Person kommen, und diese „Phase“ wird vorbei sein. Und wenn sie es doch nicht ist, wird eben „nachgeholfen“.
Tränen.
Nicht aufgeben.
Deshalb kann ich nicht still sein. Deshalb muss ich weitermachen, sprechen, singen, tanzen, beten, predigen, meine Hände reichen, laufen, in die Arme schliessen, zuhören – und weitermachen wie vorher. Sollen sie sagen, ich wäre ein Aktivist, der Propaganda verbreitet. Ist mir egal. Was ich will? Leben retten. Lieben. Heilen. Kämpfen. Lieben.
Und wieder Tränen, denn dieses junge Leben hätte niemals so enden dürfen.
Lucas
tanze, Lucas
tanze mit Dinah und den anderen
wirf Pailletten und Glitter
Wisse dich geliebt von der Liebenden,
aus deren Hand alles Leben kommt
tanzen wird sie mit dir
für immer
