6 Monate

6 Monate vergangen.
6 Monate seit ich morgens aufwachte
Live Bilder und Videos in meinem Insta Feed
Und auf Telegram, überall, in Privatnachrichten.
6 Monate dass sie mir in schlaflosen Nächten begegnen,
in Träumen verfolgen,
oder wenn ich mit leeren Augen die Wand anstarre.

6 Monate, und das Gefühl, durch dicken Nebel zu laufen
– im Sumpf festzustecken.
Zeit gibt es eigentlich gar nicht mehr
– nur noch ein vorher und ein nachher.
Es könnten 6 Jahre vergangen sein
oder auch erst 6 Tage
– ich kann es nicht sagen
Es ist, als wäre alles in einem riesigen schwarzen Loch verschwunden
und die Zeit steht still.

Ohrenbetäubendes Schweigen erfüllt Raum und Zeit
Und gleichzeitig widerhallen
Rufe von Hass, Rufe nach Tod, nach Vernichtung
Und so trägt man Tag für Tag Freundschaften zu Grabe
bis einem die Spaten ausgehen
Und Safe Spaces wandeln sich in no-go zones

Und 6 Monate jeden Tag Gedanken an die Geiseln
Und an die, die jeden Tag unter Raketenhagel rennen
Ich bin hier in Sicherheit,
und fühle mich fast schuldig dafür
– und das generational Trauma bricht durch
Und so manches andere auch…

6 Monate und aus so vielen Emotionen
sind etzt oft gar keine mehr geworden
PTBS, beginnendes Burnout und Depression
sagte die Psychiaterin letzte Woche

Es ist wie das Leben in einer Parallelwelt
Die Welt hat sich so sehr verändert
Und nicht viel macht mehr Sinn
Die Welt steht Kopf
Und ich weiss nicht, wie man sie zurückstellt

Ich weiss, dass wir wieder tanzen werden
Ich weiss nur nicht wann
Der Nebel wird sich lichten
Und fester Boden wird kommen
Und wir nehmen uns bei der Hand
Nichts ist mehr wie es mal war
Ich bin nicht mehr, wie ich mal war
Dankbar für die Community
Doch wir gehen
mit geteilter Resilienz

Oktober bei den Linken

Oktober in Europa – Ich bin dankbar für dieses Lied. Die Band kannte ich vorher nicht, aber das ändert nichts daran. Es haut rein, es berührt, es spricht aus was mir -und vielen anderen- seit Wochen und Monaten auf der Seele (und der Zunge) liegt. Es ist ein ruhiges Lied, ein beruhigendes Lied, das dennoch seine Spitzen hat. Ein Lied, das Wahrheiten ausspricht – und diese können, wie das mit Wahrheiten manchmal so ist, unangenehm sein. In diesem Fall spricht das Lied die Doppelmoral der Linken, zumindest eines grossen Teiles der Linken an. Und da es unangenehm ist, einen Spiegel vorgehalten zu bekommen, und es leichter ist, zu reflektieren statt zu reflektieren, bekommt die Antilopen Gang jetzt ihr Fett ab und, wie könnte es anders sein, jede Menge Hass.

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Why did a German bank freeze JVP’s bank account?

The Berliner Sparkasse, a German bank, blocked the account of the organization „Jewish Voice for a Just Peace in the Middle East“ on Monday. The „Jewish Voice“ (the „Jüdische Stimme“ is the German equivalent to JVP) is to submit association documents and a list of members by April 5. The organization sees this as „political persecution“. However, the blocking did not happen by chance: the „Jewish Voice“ has made its account available to the „Palestine Congress“, which is affected by the ban and is due to take place in Berlin from April 12 to 14. This is not the first time this has happened: the organization’s account was already closed in 2019 under pressure from the Central Council of Jews in Germany.

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Basteln mit Tradition

Anfang März wollen „Action for Palestine Switzerland“ in Zusammenarbeit mit „Teachers4Palestine Switzerland“ als Zeichen feministischer Solidarität mit den Frauen und Kindern von Gaza Drachen basteln und diese bei schönem Wetter steigen lassen. Kinder unter 10 Jahren, so heisst es, seien nur in Begleitung eines Elternteils zugelassen. Auf dem entsprechenden Instagram Post heisst es in der Caption „Kite flying has been a tradition for a long time in Palestine„.

Ja, das stimmt wohl, dass Drachenfliegen dort Tradition ist – recht speziell sogar. Natürlich fliegen Kinder in Gaza Drachen um aus ihrem schrecklichen Alltag etwas Ablenkung und Hoffnung zu bekommen. Kein Kind sollte so aufwachsen müssen, so etwas erleben müssen.

Doch die Tradition des Drachenfliegens, die hat ganz andere Hintergründe, vor allem im Bezug auf jüdisches Leben und Israel. Das ist kein Geheimwissen – ganz im Gegenteil, dies sind ganz einfach geschichtliche Fakten.

Bei Drachenfliegen und Gaza denke ich sofort an Branddrachen –Incendiary kites and Palestinian airborne arson attacks– die vor allem seit 2018 stattfinden, hauptsächlich mit Drachen, aber auch mit Ballons.

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Lieber Julian: ein Brief an Freunde, solche die es nicht mehr sind, und andere Menschen

Lieber Julian,
So, jetzt trifft es dich dann doch. Es gibt so einiges, dass ich dir gerne sagen würde. 

Eigentlich ist dieser Brief an so einige Julians und Julianes gerichtet, die es in dieser Welt gibt, und die wohl zum Teil auch ganz andere Namen tragen. Dieser Brief geht an so viele Menschen. Manche sind noch meine Freunde, manche sind es vielleicht noch, manche sind es nicht mehr, und andere kenne ich gar nicht.

Warum ich deinen Namen gewählt habe? Würde ich sagen, es ist reiner Zufall, wäre es gelogen. Du vereinst viele Punkte der Menschen in dir, an die ich diesen Brief schreibe. Queer-feministische, linke, eigentlich an sozialer Gerechtigkeit interessierte Menschen, die sich gegen alle Arten von -ismen und -phobien aussprechen und sich eigentlich für eine gerechtere Welt einsetzen. Was ich schreibe, schreibe ich alles aus meinen eigenen Gefühlen heraus. Meine eigenen subjektiven Gefühle, Gedanken. Aber Du kennst mich. Ich habe noch nie für mich beansprucht, die einzige und absolute Wahrheit zu besitzen, oder Recht zu haben.

Lieber Julian,
Ich habe Dir mal gesagt, dass Du eine wertvolle Person bist. Und das stimmt. Diese Aussage bleibt stehen, das ändert sich nicht, wird sich nicht ändern. Jeder Mensch ist wertvoll. Dass ich von Dir enttäuscht bin, ändert daran nichts.

Enttäuschung tut weh, aber sie hat auch etwas Positives: das Ende der Täuschung. Ich will damit nicht sagen, dass Du mich getäuscht hast – vielmehr habe ich mich in Dir getäuscht.

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La vie n’est pas linéaire

Voici la version française, pour mes amis francophones. Ma vie n’a certainement pas été sans événements, mais je continue d’avancer à travers tout ce qui s’est passé et ce qui arrivera encore.

Certaines personnes peuvent penser que je recule, mais pour moi, il s’agit simplement d’avancer sur mon chemin. Je n’aime pas le mot « détransition » : il est trop chargé et est souvent utilisé ou abusé par certains milieux à leurs propres fins, et comme je l’ai dit, je ne reviens pas en arrière, mais je vais en avant. Je ne regrette rien.

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Life isn’t linear

Here is the English version, for my English-speaking friends. My life certainly not been uneventful, but I keep on moving forward through everything that has happened and that will happen still.

Some people may think that I’m moving backwards – but for me it’s simply moving forward on my path. I don’t like the word „detransition“: it is too loaded and is often used or abused by certain circles for their own purposes, and as I said, I’m not going back, but forward. I don’t regret anything either.

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Das Leben ist nicht linear

Mein Leben war, glaube ich, nie langweilig. Auf gar keinen Fall war es ereignislos. Und schon gar nicht linear. Ein Freund sagte mir vor einigen Tagen dass der Weg das Ziel wäre, und man diesen erst beim Wandern entdecken würde. Manche meinen, ich würde rückwärts gehen – für mich ist es aber ganz einfach ein vorwärts gehen auf meinem Weg.

Das Wort «Detransition» mag ich nicht: es ist zu sehr belastet, wird gern von bestimmten Kreisen für ihre Zwecke ge- oder missbraucht, und wie gesagt, ich gehe nicht zurück, sondern vorwärts. Ich bereue auch nichts.

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