Lieber Julian,
So, jetzt trifft es dich dann doch. Es gibt so einiges, dass ich dir gerne sagen würde.
Eigentlich ist dieser Brief an so einige Julians und Julianes gerichtet, die es in dieser Welt gibt, und die wohl zum Teil auch ganz andere Namen tragen. Dieser Brief geht an so viele Menschen. Manche sind noch meine Freunde, manche sind es vielleicht noch, manche sind es nicht mehr, und andere kenne ich gar nicht.
Warum ich deinen Namen gewählt habe? Würde ich sagen, es ist reiner Zufall, wäre es gelogen. Du vereinst viele Punkte der Menschen in dir, an die ich diesen Brief schreibe. Queer-feministische, linke, eigentlich an sozialer Gerechtigkeit interessierte Menschen, die sich gegen alle Arten von -ismen und -phobien aussprechen und sich eigentlich für eine gerechtere Welt einsetzen. Was ich schreibe, schreibe ich alles aus meinen eigenen Gefühlen heraus. Meine eigenen subjektiven Gefühle, Gedanken. Aber Du kennst mich. Ich habe noch nie für mich beansprucht, die einzige und absolute Wahrheit zu besitzen, oder Recht zu haben.
Lieber Julian,
Ich habe Dir mal gesagt, dass Du eine wertvolle Person bist. Und das stimmt. Diese Aussage bleibt stehen, das ändert sich nicht, wird sich nicht ändern. Jeder Mensch ist wertvoll. Dass ich von Dir enttäuscht bin, ändert daran nichts.
Enttäuschung tut weh, aber sie hat auch etwas Positives: das Ende der Täuschung. Ich will damit nicht sagen, dass Du mich getäuscht hast – vielmehr habe ich mich in Dir getäuscht.
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