Ich hab meinen Siddur aus dem Regal geholt
den Staub von den Seiten geblasen
-wie lange er da schon stand!
איך זאָל ווידער דאַוונען מער
Beim Blick von Masada aus sehe ich Land
weit bis zum Horizont
doch vielmehr sieht es mich, einen Punkt in der Geschichte
Und der Wind, der durch meine Haare streicht
erzählt mir Geschichten
vom Boden, der satt ist und nicht mehr trinken will
weil bereits zu viel vergossen wurde
Ein Land, das niemandem gehört,
und zu dem zu doch alle gehören
איך זאָל ווידער דאַוונען מער
Jeder einzelne soll sich sagen:
Für mich ist die Welt erschaffen worden,
daher bin ich mit verantwortlich
Rabbi Zeira sagte: Die Luft des Landes Israel macht weise –
Doch sprach er von der kommenden Welt?
Solange der Mensch lebt, hat er Hoffnung
Und ich sage mir dann, angesichts der Lage in der Welt,
איך זאָל ווידער דאַוונען מער
Ich hab meinen Siddur aus dem Regal geholt
er stand da schon zu lange
Familienstreitigkeiten,
kennnt man ja – so kam er dort oben hin
Aber jetzt, wenn ich jede Nacht
mit Tränen in den Augen aufwache
weil jeder tote Mensch einer zu viel ist –
da blase ich den Staub von den Seiten
und suche nach Trost
איך זאָל ווידער דאַוונען מער
Während ich um alle toten Kinder weine
-ein Mensch ist ein Mensch-
und die Schreie und die Schmerzen spüre
klammere ich mich an meinen Siddur
um der Angst keinen Raum zu lassen
während ich mit anderen telefoniere
rund um die Welt
denen es genauso geht
wenn ich die Häuser mit den angeschmierten Davidssternen sehe
die Hakenkreuze auf Protestmärschen
und die Kommentare auf social media
Und ich denke auf den Blick von Masada aus
die Sonne und den Wind
die Schönheit
und die Schwere der Geschichte
איך זאָל ווידער דאַוונען מער
Auf drei Dingen beruht die Welt:
auf Recht, auf Wahrheit und auf Frieden.
(Rabban Schimon ben Gamliel) Pirkei Avot 1,18
Ich füge die Liebe hinzu – Aktion, nicht nur Gefühl.
איך זאָל ווידער דאַוונען מער