From Jesus the Palestinian to theological erasure.

Since Christmas a new thing has been going on in my social media feed. It doesn’t stop these days, there’s something new every few days. This time, as Christmas was approaching, it was about Jesus. This is an opinion piece, not a scientific article. It is born out of tiredness, sadness, anger, and some other emotions. I had to get them off my chest, and it’s been a moment that things have been adding on.

The new thing that is going on (actually, not that new) is that Jesus supposedly is a Palestinian. Actually, the whole thing is ridiculous and sad at the same time. On one hand, I wouldn’t mind, since there are also depictions of Jesus as a black person to illustrate his solidarity with suffering black people for example, or as an indigenous person.

From that point of view, I wouldn’t have been particularly bothered if some of the statements about „Jesus the Palestinian“ hadn’t slipped into anti-Semitism. However, some of the posts were hair-raising and fit quite seamlessly into the good old tradition of other anti-Semitic statements: Jesus would have been born a Palestinian, exposed to child-murdering Jews, later killed by Jews as an adult – same old, same old accusation of deicide (can’t anyone invent something new?) and that this would somehow match the present-day existence of Palestinians who are exposed to genocide by the „fascist colonial state of Israel“, which again murders children full of bloodlust. It’s not difficult to recognize the well-known anti-Semitic myths here in thinly veiled new packaging of course.

Denying that Jesus was a Jew is nothing new – already Joseph Goebbels wrote in his novel „Michael“ that „Christ couldn’t have been a Jew. I don’t even need to prove that scientifically, that’s the way it is.“ Nothing new under the sun.

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Werke der Nächstenliebe

Das ist meine Predigt anlässlich der Namensfeier für trans*, inter* und nicht-binären Menschen in der OKE am 19. November 2023. Der Predigttext ist Matthäus 25,31-461.

Liebe Freunde,

ein Text über das letzte Gericht! An so einer freudigen Feier! Ich dachte erst mal, das kann ja wohl nicht sein… Es hätte doch auch etwas anderes sein können, oder? So, die Hochzeit zu Kana oder so – da fliesst der Wein, und es wird gefeiert. Das wär doch was gewesen!

Aber nein. Ein Gerichtstext…

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Das Bankett

30Als er mit ihnen zu Tische lag, nahm er das Brot, dankte; brach es und gab es ihnen. 31Da wurden ihre Augen aufgetan, und sie erkannten ihn. Er aber verschwand. 32Und sie sagten zueinander: »Brannte nicht unser °Herz in uns, als er auf dem Weg mit uns sprach, und als er uns die Schriften erklärte?« 33In dieser Stunde °standen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück. Dort fanden sie die Elf und ihre Gefährt:innen versammelt. 34Diese erzählten: »°Der, dem wir gehören, der ist wirklich °auferweckt worden und dem Simon erschienen.« 35Und sie selbst erzählten, was auf dem Weg geschehen war und wie er beim Brotbrechen von ihnen erkannt worden war.    (Lukas 24, 30-35)

Letztens ging ich zu IKEA
Wie gewöhnlich
Gänge voller Möbel, Menschen, Plastikblumen
Kissen, Kerzen, Vasen, Lampen
hüpfenden Kinder die ihren Eltern
den drittletzten Nerv rauben
bevor sie sie wieder zum Lachen bringen
Das pralle Leben halt

Vorne links riecht es nach Köttbullar
während neben mir eine Frau in einem Mantel aus
La Vie est Belle vorbeizieht
Einer versucht mit einer Hand zu telefonieren
und mit der anderen Hand sein Kind
am Sturz aus einem Hochbett zu hindern

Ich weiss wo ich hin will
brauch eigentlich auch nicht viel
und so versuch ich
schnurstracks zum Ziel
und oh! Da gefiel
mir doch das eine oder andere zu viel
so hab ich in der Tasche was halt so rein fiel
und so versuch ich mal das Gastspiel
zu beenden
und laufe wie beim Endspiel
zu meinem Ziel

Doch stop!

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Heimat/zu Hause: Notiz

Was ist ein «Zuhause»?
Habe im Duden geschaut,
Konnte mir auch nicht weiterhelfen
Stand etwas von Bleibe, Unterschlupf
Dach überm Kopf

Check – ja, das habe ich.

Dann wurde es persönlicher mit dem Duden.

Substantiv, Neutrum: Zuhause
Ort, an dem Mensch geborgen ist

Checkmate –
hier kann ich dann nicht mehr ankreuzen.
Zumindest nicht so ganz.

Wo bin ich zu Hause?

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Psalm 142,8

Führe mich aus dem Kerker,
dass ich preise deinen Namen.

Kerker gibt es so viele
und nicht in alle
haben die anderen
mich eingesperrt

Konventionen
Vorstellungen
über das Sein
das eigene
Gottes
des Lebens
das Seins des Seins selber

Befreit davon sehe ich dich
Du bist wer Du bist
In deinem Bild
Kann ich sehen, wer ich bin-
Auferstehung

Zefanja 1,7

Seid stille vor Gott dem Herrn,
denn des Herrn Tag ist Nahe.

Stille,
in Stille wohltuend
zur Ruhe kommend
von allem, was da ist
mich in alle Richtungen zieht
Still
vor Dir
Wenn dein Tag kommt
wird er wie Licht das sanft die meine Ritze dringt
Freiheit die meine Ketten zersetzt
gewaltig wie eine Welle
die alles schmerzende hinwegwäscht
und feinen goldschimmernden Sand zurücklässt
während die Sonnenstrahlen
mir um die Finger spielen
Schon bald…

Nous nous relevons – Prédication du 29 janvier 2023

Texte: Matthieu 17,1-9

Parfois,
j’aimerais planter ma tente
dans une autre dimension
remplie de lumière et de chaleur
juste pour un instant
oublier ce qui ne va pas
jeter un coup d’œil
sur la beauté de l’autre monde
sur ce qui est déjà
et ne pas encore
ce qui n’est pas encore
mais qui est en train de naitre
qui semble être en retard
mais dont les étincelles de lumière
allument
le feu de l’amour
et du réconfort
dans mon âme

Cher-e-s ami-e-s,

c’est déjà la fin de mon stage ici parmi vous. Le temps a passé tellement vite que par moments, j’ai eu à peine le temps de m’en apercevoir.

J’ai réfléchi de ce que j’allais pouvoir vous partager pour ce dernier culte de mon stage. Il y a un thème, un sujet, qui me touche depuis longtemps. C’est celui du mal, de la souffrance dans ce monde, et de ce que pourrait être message d’évangile dans les différentes situations de souffrance ou lors de moments difficiles à traverser. Pour cette raison, j’aimerai partager avec vous quelques réflexions personnelles à propos d’un récit biblique qui m’est devenu cher : la transfiguration.

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Der trotzige Trost – zum TDOR und danach

Sie schicken mir Fäuste, ich küsse sie*

Wir werden getötet den ganzen Tag;
wir sind geachtet wie Schlachtschafe

mit Pfefferspray in der Tasche
von morgens bis abends
geht das Schlachtschaf durch die Welt
nicht mehr still und leise
sich zur Wehr setzen ist keine Option
sondern ein Muss

Mein Zelt möchte ich aufschlagen
in einer anderen Dimension
voll Licht und Wärme
nur für einen Augenblick
Den Blick wagen auf eine Anderswelt
die noch nicht ist
aber im Werden ist
die in den Geburtswehen steckt
in permanenter Verspätung

Und doch ist im Hier und Jetzt
Wo dieses Licht Funken schlägt
ein Funke aus dem noch-nicht da
der trotzigen Trost und Hoffnung bringt
um erhobenen Hauptes weiterzudrängen
und sich die Wunden zu lecken

Wir werden getötet den ganzen Tag;
wir sind geachtet wie Schlachtschafe –
und stehen doch wieder auf.

Dieser Text basiert auf einer Predigt, die ich für den Trans Day of Remembrance geschrieben habe. Es geht um Widerstand, um trotzigen Trost, um Wärme trotz allem was geschieht, Benennung dessen, was benannt werden muss. Die Gewalt, die ein Ende finden muss, und das Weitergehen und Leben inmitten allem was ist, und einer Hoffnung, die uns trotzdem weitertragen kann – nicht als Krücke, Vertröstung oder Illusion sondern als lebendiger Widerstand und Einladung, einfach nur wir selbst zu sein und zu werden – denn wir sind gut so, wie wir sind. Sehr gut sogar. Der Text beruht auf der Geschichte, die in Matthäus 17,1-9 erzählt wird, darum ist sie hier als Fussnote, nach der Übersetzung in gerechter Sprache[1].  

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Sie schicken mir Fäuste, ich küsse sie*

Wir werden getötet den ganzen Tag;
wir sind geachtet wie Schlachtschafe

mit Pfefferspray in der Tasche
von morgens bis abends
geht das Schlachtschaf durch die Welt
nicht mehr still und leise
sich zur Wehr setzen ist keine Option
sondern ein Muss

Mein Zelt möchte ich aufschlagen
in einer anderen Dimension
voll Licht und Wärme
nur für einen Augenblick
Den Blick wagen auf eine Anderswelt
die noch nicht ist
aber im Werden ist
die in den Geburtswehen steckt
in permanenter Verspätung

Und doch ist im Hier und Jetzt
Wo dieses Licht Funken schlägt
ein Funke aus dem noch-nicht da
der trotzigen Trost und Hoffnung bringt
um erhobenen Hauptes weiterzudrängen
und sich die Wunden zu lecken

Wir werden getötet den ganzen Tag;
wir sind geachtet wie Schlachtschafe –
und stehen doch wieder auf.

*danke Kim de l’Horizon für deinen wunderbaren Text – ich habe mir diese eine Zeile für den Titel meines Textes geborgt. Sag mir Bescheid, falls Du sie zurück möchtest.