Vom ungläubigen Thomas

Glauben…
Sein, oder nicht-sein, das ist die Frage.
Glauben, oder nicht glauben.
Oder ist der Un-Glauben eine Chance?

Ein Freund sagte,
und fragte mich letztens:
Die Menschheit wird immer schlimmer…
Wie schaffst du es den Glauben an das Gute nicht zu verlieren?

Wo bin ich Thomas,
und wo bin ich es nicht,
wann hat der Glaube ein Gesicht,
und wenn er es hat, so hoffe ich – verliert er es nicht

Bei allem was in der Welt so geht-
oder auch nicht
fällt es manches Mal schwer zu glauben
glauben an die Schönheit, die Liebe
denn das, was auf mich einstürmt versetzt mir eher Hiebe

Und so trete ich heran,
ganz leise, fast stumm
und doch
mit einem Sturm im Herzen
und lege meinen Finger in die Wunde
und schaue in die Runde
wir sind nun zu welcher Stunde?

Den Finger in die Wunde legen,
das heisst doch, einige Fragen hegen
nicht alles schlucken
aufmucken
greifen wollen
sehen wollen
schmecken
umarmen
hören nicht nur vom Hörensagen
sondern erleben und schliesslich
– Leben.

Und so werde ich im Gegenzug
Und im Wissen:
Ich bin genug,
ganz genau so, wie ich bin,
berührt,
geheilt,
verändert.

Den Glauben an das Gute verliere ich nicht,
denn der Gute ist bei mir,
und die Liebende wohnt in mir
Und leiht mir manches Mal ihre Augen.

Und so gehe ich durch diese Welt
Und sehe, was sie hält,
die kleinen Wunder an jeder Ecke
die bunten Blüten auf der Hecke
Das Angesicht Gottes
Im Gesicht des Anderen

Mein Verstand, der kann es mir nicht sagen
Und der soll es auch nicht wagen
Sich nicht vermessen, er wüsste alles
Er kann helfen, zu verstehen
Doch kann er ihm am Ende nicht erfassen
Kann Fragen nicht stellen,
die am Ende passen,
die nur der Glaube
zu beantworten vermag

Der Verstand ist gut,
doch hat er seine Grenzen
Trotz der Tendenzen
Diese manchmal
Zu vergessen

Denn wieweit kann ich Gott wirklich sehen?
Wieweit mit dem Verstand erfassen, verstehen,
sehen?

Ist Gott nur Objekt meiner Kognition?
Vielleicht noch zu Kondition,
dass…

So lege ich meine Hand in die Wunde
Und schaue in die Runde
Meine Hand an seiner Seite
Seite an Seite
Um Seite an Seite zu gehen

Jesus als Beispiel voran
Imitatio Dei,
und er leiht mir seine Augen
wenn meine manchmal nicht taugen
um die Welt um mich herum
immer und wiederum
mit seinem Blick der Liebe zu sehen,
einzustehen
und loszugehen
Hände zu reichen
Als Zeichen
Der Versöhnung

Aber es könnte jemand sagen:
Du hast Glauben, und ich habe Werke.
Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke,
so will ich dir meinen Glauben zeigen
aus meinen Werken.

Ja,
sie lagen in der Wunde, meine Hände
und nun, ohne Umstände
machen sie Aufstände
gegen Felswände
sprechen Bildbände
gegen Missstände
wechseln Verbände
und machen Wundpflege

Wie schaffst du es den Glauben an das Gute nicht zu verlieren?
Ich bin Thomas,
und ich bin es nicht
schaue von Gesicht
zu Angesicht
bin berührt worden
um mich meinerseits
berühren zu lassen
Dinge zu erfassen
Von Freud zu Leid
Und Liebe zu Neid
Freude und Trauer
Egal von welcher Dauer
Und dann zu berühren –

Alles getragen von der Quelle des Seins
Alles geschenkt
Wie der Glaube selbst
Von Gnade zu Gnade,
Amen.

Ein Gedanke zu “Vom ungläubigen Thomas

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