Vor einiger Zeit hatte ich ja schon einmal über meinen Weg mit mir selbst geschrieben, und meine Mühe damit, das „richtigen“ Label zu finden. Richtig, auf der einen Seite sind Labels nicht wichtig, denn ich bin einfach nur ein Mensch. Labels sind dann vor allem schwierig, wenn sie einen in eine Box einschliessen, oder uns von anderen abschotten. Aber sie können auch hilfreich sein, um sich zu positionieren oder sich anderen gegenüber vorzustellen.
Wie konnte ich mein Anders-sein beschreiben? Anders als andere, die weiblich sozialisiert gross geworden sind, so wie ich auch. Trans maskulin war manchmal passend, und manchmal nicht. Dennoch musste ich mich für etwas entscheiden, um mich vorzustellen was für die anderen, die Öffentlichkeit verständlich ist. Das einzige was stimmte, war (und ist) intergeschlechtlich. Heute ist es mir egal, ob das, was ich bin, verständlich ist. Ich will kein Label, dass nur so in etwa passt.

Seit meiner Scheidung bin ich wieder dabei, mit meinen indigenen Wurzeln zu connecten. Die Während meiner Ehe war das aus verschieden Gründen nicht mehr möglich -a tale of assimilation-. Ich habe wieder Kontakt, ich lerne, ich reflektiere, ich bete, ich atme, ich höre, ich fühle. Ich tausche mit meiner Auntie aus, lerne wo ich kann.
Ich lerne über Two-Spirit, und die Cherokee-spezifischen Bezeichnungen. Davon hat es einige. Und über unsere Vorstellung von Gender – gleichzeitig rigide und fluide. Geschlecht ist da kein Spektrum mit einem Pol an jedem Ende, sondern vielmehr ein Kreis mit einem Zentrum, ayetl, ein Zentrum in dem ich stehe, doch das Zentrum ist nicht fix sondern beweglich, und ich kann überall auf dem Kreis sein als Two-Spirit. Richtungen gibt es nicht nur 4, sondern 7 – die heilige Zahl. Osten, Westen, Norden, Süden, oben, unten und das Zentrum, das mobil ist. Wichtig ist die Harmonie im Ganzen. Two-Spirit, mit einfachen Worten erklärt, sind eine weibliche und eine männliche Seele in einer Person. Wenn der Mond weiblich ist, und die Sonne männlich, ist Two-Spirit die Dämmerung, oder der Moment, an dem Sonne und Mond gleichzeitig am Himmel zu sehen sind.
Traditionelle Bezeichnungen für Two-Spirit Menschen bei den Cherokee (aus dem Buch Asegi Stories von Qwo-Li Driskill) sind:
asgayusd’ udant[i/a] (s/he feels/thinks like a man) (sie/er denkt wie ein Mann)
ageyusd udant[i/a] (s/he feels/thinks like a woman) (sie/er denkt wie Eine Frau)
nudale ageyha udantedi (different-spirited woman) (Frau mit einer anderen Seele/Denkweise)
nudale asgaya udantedi(different-spirited man) (Mann mit einer anderen Seele/Denkweise)
sgigi (”that way”) (andere Art/diese Art)
uligisdidegi (flirt) (Flirt)
taliqwo didantvn (s/he has two hearts) (sie/er hat zwei Herzen)
utselidv (special) (Besonders)
nudale udanto/udantedi (different heart/spirit) (anderes Herz/anderer Geist/Seele)
atsoine (s/he is third, as in gender) (sie/er its dritte*r, drittes Gender)
asegi udanto/udant[i/a]/udantedi (strange heart/spirit[ed]) (anderes/besonderes Herz/Geist/Seele)
Interessanterweise neigte ich zu Anfangs meiner Gespräche mit Elisi zu den eher neutralen/genderfreien Bezeichnungen. Manchmal ziehen mich auch die femininen an, denn ich lerne hier eine andere Weiblichkeit kennen, als die Modelle, mit denen ich gross geworden bin, oder die, die mir später präsentiert wurden – und die einfach nicht zu mir passten. Sie liess mich ganz frei. Manchmal gab es einen sprachlichen flipflop über den Kopf gezogen – aber das war eher, wenn ich mich zu sehr sorgte, was andere wohl sagen würden.
Interessanterweise schreibt Qwo-Li Driskill in Asegi Stories (Seite 41) „…within the dominant European worldviews, all Cherokees were characterized as gender-nonconforming and sexually deviant… Cherokee culture became characterized as one in which all Cherokees behaved in ways Europeans thought only men should behave, and because of this, Cherokee men, feminized. …The specificities of Cherokee understandings of same-gender loving people and people outside of European gender binaries, then, often become indiscernible because all Cherokees, and other Southeastern Indigenous people, were characterized as having disruptive, and strange, genders and sexualities.„
Zu Two-Spirit sein gehört nicht nur eine Bezeichnung, ein Label. Es ist weit mehr als das. Ich lerne noch. Ich stehe am Anfang meines Weges und lerne noch. Ich reihe mich ein und werde ein Teil, und nehme war, was meine Aufgabe ist.
Mein Körper ist da, wo ich ihn wollte. Cisnormativity ist nichts, wonach ich strebe. Ich fühle mich immer mehr angekommen, an einem guten, komfortablen Platz – obwohl ich immer noch am Lernen bin.
Nach Hause finden hat immer etwas Heilsames.
Danke für diesen Text – und das Bild… die Symbole faszinieren mich… Tiere, Pflanzen, unbelebte Dinge… und natürlich meine Lieblingszahl 7… bleib dran, Ari Lee, lerne und lehre!
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