Von Wasser, versteinerten Herzen, und neuen Herzen… Ein steinernes Herz – ein Herz, das erstarrt ist, oder zu seinem Schutz eingeschlossen worden ist. Doch so eingeschlossen lässt es sich kaum frei atmen… Wie sollen die Tränen des Herzens noch fliessen?
Der Prophet Ezechiel sagt in der Bibel:
24Ich nehme euch heraus aus den Nationen,
sammle euch ein aus allen Ländern
und bringe euch in euer Land zurück.
25Ich besprenge euch mit klarem Wasser,
um euch zu reinigen.
Von all euren Verstrickungen,
von all euren Truggottheiten werde ich euch frei machen.
26Ich will euch ein neues Herz geben
und euer Inneres mit neuer Geistkraft erfüllen.
Das steinerne Herz will ich aus eurem Körper herausnehmen
und euch ein fleischernes Herz geben.
27Meine Geistkraft will ich in eure Mitte geben
und euch zu Menschen machen,
die meinen Bestimmungen folgen
und mein Recht bewahren und verwirklichen.
28In dem Land werdet ihr leben,
dass ich euren Vorfahren gegeben habe.
Ihr werdet zum Volk für mich werden,
und ich, ich werde für euch Gott sein.
Als der Prophet Ezechiel diese Worte zum Volk Israel sprach, war dieses weit weg von ihrem Land in die Sklaverei und Gefangenschaft verschleppt worden. Falsche Entscheidungen und inadäquates Verhalten, Mangel an Vertrauen in G“ttes Weisung und stattdessen Hinterherrennen hinter Trugbildern -vielleicht war die Gesellschaft damals in gewissen Zügen so wie die von heute- hatten dazu geführt, das, wie Ezechiel es nannte, „Herzen zu Stein erstarrten“, und das Volk schließlich gefangen, verschleppt und versklavt wurde.
Jedenfalls beschreibt es der Prophet Ezechiel so.
Doch was er auch sagt, ist dass G“tt auch dort, im Exil, in den fremden Ländern, bei ihnen ist und für sie da ist. G“tt will sie aus allem Elend herausführen, und sie heilen.
Hier wird gesagt:
„Ich nehme euch heraus aus den Nationen,
und bringe euch in euer Land zurück…
Ich besprenge euch mit klarem Wasser,
um euch zu reinigen…
Ich will euch ein neues Herz geben…
Das steinerne Herz will ich aus eurem Körper herausnehmen
und euch ein fleischernes Herz geben…
Meine Geistkraft will ich in eure Mitte geben…
Ihr werdet zum Volk für mich werden.“
Herausgeführt werden,
von dort, wo man am falschen Platz ist,
von dort, wo man nicht hingehört,
von dort, wo man mit Gewalt hingeschleppt wurde,
von Orten, an denen man unterdrückt wird,
nicht frei ist,
nicht sich selbst—
Um an einen Ort der Freiheit geführt zu werden,
frei zu sein,
von Fesseln,
von Versteinerungen,
von dem, was lähmt, zurückhält,
knechtet, drückt,
unterdrückt.
Als ich die Zeilen des dieses Bibeltextes las, musste ich an ein Lied denken, dass mir in letzter Zeit sehr viel im Kopf herumgeht. Manchmal liegt es mir beim Aufstehen bereits auf den Lippen, oder ich summe es an der Tramhaltestelle.
„The devil ain’t hearin when you hummin cuz the devil only hears when ya say it“ sagen die alten schwarzen Mamas immer.
„Der Teufel kann dich nicht hören, wenn Du summst, denn der Teufel kann nur hören, was Du sagst.“
Wade in the water
Wade in the water
Wade in the water, children
Gods gonna trouble the waters
Dieses Lied ist ein Spiritual aus der Zeit, in der die Sklaverei in den USA noch legal war – sie wurde erst vor 160 Jahren abgeschafft.
Es spricht von biblischer Geschichte und Hoffnung, ist aber gleichzeitig ein Code für die sogenannte „Underground Railroad“.
Die Underground Railroad war ein geheimes Netzwerk von Menschen, die Sklaven bei der Flucht aus den Südstaaten der USA in die Freiheit halfen.
Es handelte sich um ein System von Routen, sicheren Häusern und sogenannten „Stationsvorstehern“, die Schutz, Nahrung und Unterkunft für geflüchtete Sklaven boten. Sklaven fanden Schutz in Häusern, Scheunen, Kirchen und anderen Orten, die als „sichere Häuser“ oder „Stationen“ bezeichnet wurden.
Besonders bekannt war Harriet Tubman: sie wurde auch Moses genannt. Sie summte -so konnten die Sklavenhalter keine Worte verstehen („the devil“) doch alle, die es betraf, kannten die Worte.
„Wade in the Water“ war ein Code für versklavte Menschen, der andeutete, dass das Durchqueren von Wasser ihnen helfen könnte, der Gefangennahme durch Sklavenjäger zu entkommen.
Diese setzten oft Hunde wie bei einer Treibjagd ein – durch das Gehen durch das Wasser verloren diese die Spur.
Die Freiheit rief – die Underground Railroad, der Weg in die Freiheit – entweder in den Norden der USA, nach Kanada, oder weiter in die westlichen Staaten der USA und weg aus den Südstaaten, die auch heute noch von ihrem Erbe geprägt sind.
Auch ein Teil meiner Vorfahren ist dort entlang.
In die Freiheit, in ein verheißenes Land der Freiheit, ein neues Leben – ein menschliches Leben.
Wade in the water
Wade in the water
Wade in the water, children
Gods gonna trouble the waters
Das Bild stammt aus einer Geschichte aus der Bibel, nämlich der Geschichte vom Teich Siloam in der Bibel. Hier heisst es, rührte ein Engel G“ttes das Wasser an oder um.
Die erste Person, die daraufhin ins Wasser ging, wurde gereinigt und von all ihren Gebrechen geheilt.
Der Satz „God’s gonna trouble the water“, G“tt wird das Wasser bewegen, bezieht sich auf G“ttes aktives Eingreifen in das Leben von Gläubigen – oft um Veränderung, Heilung oder Befreiung zu bewirken, symbolisiert durch das „aufgewühlte Wasser“.
Wir werden ermutigt, Gott zu vertrauen, selbst -oder gerade- wenn wir mit Schwierigkeiten oder Unsicherheit konfrontiert sind.
G“tt will und wird uns durchs Wasser führen, die aufgewühlten Wasser unserer Sorgen, Lasten, Schwierigkeiten und Verletzungen.
Und G“tt will und wird uns durch sein Wasser reinigen und heilen, mit sanfter Hand und Liebe.
Das, was die kranke Person am Teich Siloam tun musste, um geheilt zu werden, war, sich irgendwie zum Wasser zu bewegen – alleine oder mit Hilfe. Alles andere war geschenkt.
Die fliehenden Sklaven mussten sich in das Wasser begeben, um ihre Spuren verwischen – sie mussten den Schritt in die Flucht wagen, alles wagen für ein Leben in Freiheit – doch die Underground Railroad half ihnen ohne Gegenleistung weiter.
So ist das, was G“tt von uns erwartet, lediglich die Bereitschaft – und G“tt tut den Rest. G“tt reinigt unsere Wunden, Verletzungen, und gibt unserem Leben eine neue Qualität.
Da, wo wir vielleicht in alten Denkweisen gefangen sind, oder ungesunden Gewohnheiten, oder Verletzungen uns dazu gebracht haben, einen Schutzwall um unser Herz aufzubauen;
Oder dort, wo wir uns wie erstarrt fühlen durch die Vorurteile, die uns begegnen, wo Ängste uns vielleicht lähmen -wie „versteinert“- da will G“tt, so wie ich es verstehe, uns befreien. Uns da herausholen.
In unserem Text heisst das:
„Ich will euch ein neues Herz geben
und euer Inneres mit neuer Geistkraft erfüllen.
Das steinerne Herz will ich aus eurem Körper herausnehmen
und euch ein fleischernes Herz geben.“
Und:
„Ihr sollt leben!“
Ein steinernes Herz – ein Herz, das erstarrt ist, oder zu seinem Schutz eingeschlossen worden ist. Doch so eingeschlossen lässt es sich kaum frei atmen… Wie sollen die Tränen des Herzens noch fliessen?
Ein solches Herz kann kaum noch schlagen, es wird immer schwächer werden, je härter es wird.
Und so will G“tt unser Herz, unser Innerstes erneuern – das Versteinerte, Gelähmte, Erstarrte, Schmerzende, Gefangene, Geplagte wegnehmen und auswechseln und heilen, für eine neue Chance auf ein neues Leben.
Ein Leben voll von G“ttes Liebe, und erfüllt von seiner Geistkraft, wenn unsere Kraft nicht mehr reicht.
„Ihr sollt leben!“
Ergreift es, dieses Leben, diese Liebe, diese Kraft, und diese Freiheit –
Wade in the Water! Und der G“tt der Liebe ist und wird unser G“tt sein.