
Es sind immer die gleichen die hetzen, die nörgeln, die sich beschweren. Die schimpfen und beschimpfen, sogar noch extra Umwege gehen um ihre (ungefragte) Meinung abzugeben, Artikel lesen und Tiktoks schauen nur um danach zu kommentieren „das interessiert doch keine Sau, was seid ihr so laut?“ -Ja, warum lest ihr es dann? Solange es diese Ungerechtigkeiten noch gibt, werden wir, werde ich nicht aufhöre, wütend zu sein, Sand im Getriebe zu sein. Und es gibt noch viel davon. Es ist ja nicht so, als würde es mir Spass machen. Eigentlich würde ich lieber nur ein Buch nach dem anderen lesen, nen Film schauen, hätte gerne einen Hund und irgendwann mal einen Partner. Lautsein ist kein Spass, und eigentlich hatte ich nicht vor, als Dauernörgler in die Geschichte einzugehen. Aber ob es um Transphobie geht oder um Rassismus, wir sind noch weit davon entfernt, dass es da keine Probleme mehr gäbe. Das haben die letzten Tage ja mal wieder gründlich bewiesen.
Der Tod des 25-jährigen Malte hat mich ziemlich geschockt. Und nicht einfach nur so „Tod“ – nein, er wurde totgeschlagen, weil er Zivilcourage bewiesen hat und als trans Mann mehr Eier in der Hose hatte als sein Angreifer, der erst andere Teilnehmer des CSD anpöbelte und dann Malte mit den Worten „Du bist kein Mann“ niederschlug. Dann der Halbstarke, der die trans Frau in bremen zusammenschlug, angefeuert von 15 seinesgleichen. Wann hört das auf? Es ist ja nicht so, als wäre es ein neues Phänomen – haben wir alle schon Ella aus Berlin vergessen? Wo ist der kollektive Aufschrei, nicht nur von trans Menschen und denen, die uns nahestehen, sondern von allen? Alle aufwachen! Und bei trans* BiPOC, die die ganze Scheisse nochmal gepaart mit Rassismus abbekommen, muss noch lauter geschrieen werden: Stop!
Trigger Warnung: Sexualisierte Gewalt im nächsten Absatz.
Vor etwas über 2 Monaten wurde ich vergewaltigt (nein, vor dem Gesetz nicht, hier in der Schweiz ist das Gesetz veraltet: Konsens, Vergewaltigung bei Männern, wie, wer bei wem wohin ist alles so ein Problem das dringend gelöst werden muss -für trans* Menschen, für homo- und bisexuelle Männer, aber auch für Frauen). Ich hatte ein Date mit einem Typen der mir sagte dass trans für ihn kein Problem sei. Einmal bei mir war trans auf einmal doch ein Problem: trans wäre eine Krankheit, als Frau geboren, immer eine Frau. Ohne in Details zu gehen, dachte ich, ich würde ersticken, war panisch, erstarrt und hatte am Ende zwei angebrochene Rippen. Seitdem schlafe ich kaum.
Aber ich bin kein Opfer. Mitleid will ich nicht. Ich will, dass Gesetze sich ändern, dass Hass aufhört und dass wir ohne Angst leben können, ohne sich bestimmte Fragen stellen zu müssen, so z.B. beim daten: nein, natürlich sind nicht alle Menschen böse, absolut nicht. Aber es gibt sie, Chaser, die hinter trans* Menschen her sind – entweder aus Hass, oder als Fetisch. Das am Anfang zu erkennen ist schwierig. Und so schwindet das Vertrauen nach so einem Erlebnis. Wenn es dann selbst an einem CSD zu einem solchen Übergriff kommt, in der Bahn -und das ganze Gehetze online – da fragt ihr, warum wir auf die Strasse gehen? Würdet ihr so behandelt werden, würdet ihr das auch. Manche gehen ja schon auf die Barrikaden, nur wenn irgendwo „Direktor*in“ steht… Und dann wird gesagt, „seid nicht so empfindlich, ihr könnt ja sein was ihr wollt, ich will’s nur nicht wissen oder sehn“ – aber öffentlich gehetzt, gelacht werden darf? Und wir dürfen wir selbst sein, aber nur im stillen Kämmerlein zu Hause? In your dreams!
Beim Rassismus ist es nicht anders.
Bei der „Winnetou Debatte“ konnte man ja deutlich sehen wo der Hammer hängt. Die unbetroffene Mehrheit meint (immernoch) die Deutungshoheit zu besitzen darüber, was denn nun Betroffene trifft, verletzt, entwürdigt, als rassistisch empfindet bzw. was strikt und einfach rassistisch ist. Ok, ich trete dir ans Bein, und sage dir hinterher, ob es dir weh tut oder nicht, denn ich kann es ja besser einschätzen als du. Sollte es dir dennoch wehtun und du dir einbilden, etwas sagen zu müssen, bist du einfach zu empfindlich – so einfach ist das. Und die meisten andern schauen zu und sagen nichts oder lachen mit.
Oder nicht?
Dazu kommt dann noch eine Horde selbsternannter Experten -natürlich nicht Betroffen (meinen sie dadurch als objektiver zu gelten? Und natürlich gilt auch nur die weisse Academia als wirklich wissenschaftlich) die sich dazu äussern, und alle bestätigen, dass der Tritt am Bein nicht schmerzhaft war – auch wenn man den blauen Fleck bereits sehen kann, sofern man nicht blind ist.
Rassismus kommt in allen möglichen Formen. Da ist nicht nur die extreme Form, wenn man auf dem Schulweg angepöbelt und zusammengeschlagen wird (wie es mir Tag für Tag in Deutschland passiert ist, zusammen mit Bemerkungen wie „Onkel Tom komm meine Schuhe putzen“, dem N-Wort, oder Indi*ner-Reimen auf meinen Namen und anderes) oder dem furchtbaren Anzünden von Unterkünften von Geflüchteten. Es gibt auch zahllose Mikroagressionen – Blicke, Bemerkungen, das Anfassen von Haaren, anders behandelt werden, Stereotypen denen man entsprechen soll aber man es nicht tut, Worte, Bezeichnungen und das starre Festhalten daran, Vorurteile, Darstellungen in Witzen, Literatur, Filmen, Medien, Aussagen wie „ich date nur Weisse“ – es ist ein System an dem es noch einiges zu knacken gibt.
Oder Haare: wenn Braids bei weissen Menschen als cool oder stylisch angesehen werden, oder trendig, bei POC aber als billig, schmuddelig, rückständig oder als mangelnde Anpassungsfähigkeit ausgelegt werden (wir sind hier in Deutschland/Schweiz, nicht in deinem Dorf!) was anderes ist das als Rassismus?! Haare sind so wichtig in so vielen Kulturen, für so viele Menschen – mehr als nur irgendwas, das auf dem Kopf wächst oder auch nicht. Als, als ich sie länger hatte, hat man mir immer wieder daran rumgerissen, dann wurden sie abgeschnitten. Als Teenie hatte ich Braids (auch mal cornrows) das Lachen an der Schule war nicht so toll. Haare wieder ab. Fast forward. Als erwachsene Person mit langen Haaren habe ich in meiner Ehe oft gehört dass diese nicht erwünscht sind – denn wörtlich, „da sieht man ja, wo du herkommst“. Sie waren nie kurz genug. Und auch meine natürliche Haarfarbe war nicht erwünscht, mit dem gleichen Argument. So habe ich sie oft gefärbt, in allem möglichen Farben. Zum einen, weil mir die Farben auch gefielen und zum anderen, um so manchen Bemerkungen zu entgehen. Später habe ich sie wegen Medikamenten verloren. Jetzt überlege ich, ob ich die Geduld habe, zu versuchen sie wachsen zu lassen. Ich weiss es noch nicht.
Bei Aufbegehren heisst es dann, man sei überempfindlich, oder, neues „Schimpfwort“, würde zu den „linken woken“ gehören. Dabei sagt man seit Jahren was – es will nur niemand hören. Seit Jahren! Da kommen dann die Kommentare mit „Du bist krank“ „zu nah an der Wand geschaukelt“ „lass dir mal Medis geben“ „Nazi“ „ich lass mir doch nix vorschreiben“ „ich sprech wie ich will“ „oooch du arme*r“ aber dann werden wir halt lauter – aufhören ist keine Option. Nein, still sein, die Klappe halten ist keine Option.
Unsere Würde ist nicht verhandelbar. Unsere Leben sind nicht verhandelbar.
Ich bin jetzt gerade müde, sehr müde.
Aber nach etwas ausruhen geht es wieder weiter. Denn es kann nicht ewig so weitergehen. Einen neuen Planeten, auf den wir auswandern können, haben wir nicht. Also müssen wir darum kämpfen und darauf hinarbeiten, dass diese Welt für uns alle besser wird.
Für ALLE.
Der Trigger ist am besten……ihr seid aber auch verschissene Schneeflöckchen. Aber das werden euch die muslimischen Zuwanderer schon austreiben.
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