Sie schicken mir Fäuste, ich küsse sie*
Wir werden getötet den ganzen Tag;
wir sind geachtet wie Schlachtschafe
mit Pfefferspray in der Tasche
von morgens bis abends
geht das Schlachtschaf durch die Welt
nicht mehr still und leise
sich zur Wehr setzen ist keine Option
sondern ein Muss
Mein Zelt möchte ich aufschlagen
in einer anderen Dimension
voll Licht und Wärme
nur für einen Augenblick
Den Blick wagen auf eine Anderswelt
die noch nicht ist
aber im Werden ist
die in den Geburtswehen steckt
in permanenter Verspätung
Und doch ist im Hier und Jetzt
Wo dieses Licht Funken schlägt
ein Funke aus dem noch-nicht da
der trotzigen Trost und Hoffnung bringt
um erhobenen Hauptes weiterzudrängen
und sich die Wunden zu lecken
Wir werden getötet den ganzen Tag;
wir sind geachtet wie Schlachtschafe –
und stehen doch wieder auf.
Dieser Text basiert auf einer Predigt, die ich für den Trans Day of Remembrance geschrieben habe. Es geht um Widerstand, um trotzigen Trost, um Wärme trotz allem was geschieht, Benennung dessen, was benannt werden muss. Die Gewalt, die ein Ende finden muss, und das Weitergehen und Leben inmitten allem was ist, und einer Hoffnung, die uns trotzdem weitertragen kann – nicht als Krücke, Vertröstung oder Illusion sondern als lebendiger Widerstand und Einladung, einfach nur wir selbst zu sein und zu werden – denn wir sind gut so, wie wir sind. Sehr gut sogar. Der Text beruht auf der Geschichte, die in Matthäus 17,1-9 erzählt wird, darum ist sie hier als Fussnote, nach der Übersetzung in gerechter Sprache[1].
Weiterlesen „Der trotzige Trost – zum TDOR und danach“ →