nach dem schwarzen Shabbat

(für Zayde)

du hast überlebt
aber nicht mehr geglaubt

hast gesagt:
wenn es einen Gott gäbe,
dann wär das alles nicht passiert

deine Hände
zitterten nie, wenn du das sagtest
nur deine Stimme manchmal
leise, wie Asche,
die sich weigert, ganz zu vergehen

ich glaube
aber nicht an einen Gott, der alles bestimmt
nicht an einen, der schlägt, befiehlt, Befehle bellt
ich glaube an einen,
der weint

einen,
der mit uns durch Feuer geht
der in den Ruinen sitzt
und die Namen unserer Toten flüstert
jede Nacht

meine Zweifel
sind nicht an Gott
sie brennen an den Menschen
an jenen,
die Menschlichkeit predigten
und brüllten,
während sie sie mit Füssen traten

seit dem schwarzen Shabbat
weiss ich nicht mehr,
– so recht –
was dieses Wort bedeutet:
menschlich

was bleibt,
sind wir
du und ich
dein Blut in meinen Fragen
meine Liebe in deinem Schweigen

und andere
die nicht mit mir geboren wurden
aber mit mir trauern
und singen
mit mir hoffen
die Brüder, Schwestern, die man sich sucht
wenn die Welt zerfällt
in wir und ihr
und wir zu wenig sind

wir halten uns
mit zitternden Händen
mit Geschichten,
die nicht heilen,
aber wärmen
manchmal

und irgendwo,
ganz innen,
atmet etwas weiter
trotz allem
vielleicht Liebe
ich glaube, Gott

vielleicht dasselbe

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