Ghost Rider – Feuer unterm Hintern, Theologie im Gepäck

Nach bestandener Prüfung gönne ich mir gern Filme, die mir einfach Spaß machen – aber nicht zu flach sind. Ghost Rider mit Nicolas Cage hat mich da nicht enttäuscht: eine feurige Mischung aus Action, Pathos und überraschend vielen theologischen Motiven. Ich liebe es, wenn Popcornkino Fragen stellt, die sich sonst nur Systematiker:innen trauen. Hier mein theologischer Blick auf einen Film, in dem der Sohn des Teufels auf die Erde kommt, aber ein verfluchter Stuntfahrer mit loderndem Schädel die Welt rettet. Es wird heiß.

Ghost Rider – Feuer unterm Hintern, Teufel im Nacken, Theologie im Gepäck

Ein weiterer Film, den ich mir nach bestandener Prüfung gegönnt habe, ist Ghost Rider mit Nicolas Cage. Der ist genau meine Kragenweite: Fun, Action, schöne Effekte. Und gleichzeitig einiges dahinter. Wer kennt sie nicht schon von Faust, die Geschichte des Paktes mit dem Teufel?
Doch tat es Jimmy – also Johnny Blaze – nicht, um zu wissen „was die Welt im Innersten zusammenhält“, sondern um seinen Vater zu retten. Und wird dann – wie es sich für einen anständigen Teufel gehört – natürlich betrogen.
Und während Blaze mit dem brennenden Motorrad durch die Nacht fliegt, bricht auch ein anderer Höllenkrieg aus: Der Sohn des Teufels will sich die Erde untertan machen. Es ist also nicht der Sohn Gottes, der kommt – sondern der Anti-Messias mit Daddy-Komplex. Und wer rettet die Welt? Ausgerechnet der, der selbst den Pakt mit dem Teufel geschlossen hat.
Fun mit theologischen Fragen und Feuer unterm Hintern.

Der Teufelspakt – Faust mit Benzingeruch

Das Motiv ist uralt: Der Mensch verkauft seine Seele – und sei es aus Liebe.
Johnny Blaze will seinen todkranken Vater retten und unterschreibt – mit Blut, versteht sich.
Doch was bedeutet das eigentlich?
– Ist die Seele mein Besitz, den ich frei handeln kann?
– Oder ist sie Gabe und Teil von etwas Größerem?
– Und kann ein böser Vertrag je gute Folgen haben?

Gleichzeitig steckt hier eine faustisch verdrehte Christologie: Nicht Gott wird Mensch, sondern der Teufel bekommt Nachwuchs. Und der will nun, im Namen der Finsternis, ein kleines Endzeitreich errichten. Wäre fast komisch, wenn’s nicht so erschreckend konsequent gedacht wäre.

Der Ghost Rider – ein flammender Erlöser?

Johnny Blaze wird zur Nacht zum Ghost Rider: einem skelettierten Motorradfahrer mit Feuerkette, brennendem Schädel und dem unheimlichsten Blick der Kinogeschichte.
Er richtet die Bösen – mit einem „Penance Stare“, der sie ihre Schuld am eigenen Leib spüren lässt.
Wer dabei nicht an Letztes Gericht und Fegefeuer denkt, hat wohl zu wenig katholische Prägung.

Doch was ist das für ein „Held“?
Er wurde vom Teufel geschickt, widersetzt sich ihm aber, um das Gute zu tun. Klingt ein bisschen nach einem postmodernen Erlöser: gebrochen, ambivalent, nicht ganz freiwillig.
Vielleicht ist das sogar näher an den biblischen Gestalten als die glattgeleckten Superhelden: Mose war Mörder, David Ehebrecher, Paulus Christenverfolger. Und alle wurden sie – trotz allem – zu Werkzeugen Gottes.

Die Gerechtigkeit brennt

Das schönste Symbol des Films ist der Blick der Buße. Der Ghost Rider schaut den Täter an – und dieser erlebt all das Leid, das er anderen zugefügt hat. Kein billiger Racheakt, sondern ein karmischer Kurzschluss: die Gerechtigkeit kommt von innen.
Theologisch? Durchaus interessant.
Denn: Gottes Gericht ist in der Bibel nie nur Zerstörung – sondern Reinigung, Klärung, Enthüllung.
Hier wird das mit loderndem Pathos bebildert: Wer Böses tut, muss es irgendwann selbst tragen. Gerechtigkeit, nicht Vergeltung.

Der Vertrag – oder: Das Anti-Evangelium auf Ziegenleder

Im Zentrum der Handlung steht ein alter, geheimnisvoller Vertrag – geschrieben auf vergilbtem Ziegenleder, blutgetränkt, finster versiegelt. Er enthält 1000 Seelen aus der verdorbenen Stadt San Venganza. Ein makabrer Name, schon das: „Heilige Rache“.
Hier wird der Vertrag zum Schattenbild der Bibel, zum pervertierten Pendant der göttlichen Verheißung. Während das Evangelium Rettung für alle verkündet, wird hier das Heil in einen Handel verwandelt. Nicht: „Euch ist heute der Retter geboren“, sondern: „Euch ist heute das Eigentumsrecht entzogen.“

Der Vertrag ist nicht nur ein Papierschwadron. Er ist Konsens mit der Verdammnis. Eine Liturgie des Unheils.
Und doch: Er kann nicht einfach eingelöst werden. Denn Blaze erkennt – spät, aber nicht zu spät –, dass Verträge nicht das letzte Wort haben.
Weder auf Ziegenleder noch auf Goldpapier.
Der Teufel kann Macht über Seelen beanspruchen. Aber er hat kein Recht auf sie.
Das erinnert an einen alten Kirchenvater-Satz: „Gott erlaubt dem Bösen, sich zu entfalten – aber nicht, zu herrschen.“

Blaze bricht den Kreislauf, nicht durch Gewalt, sondern durch die Weigerung, das Spiel mitzuspielen.
Er behält den Vertrag.
Verweigert die Übergabe.
Und damit auch das Finale der Verdammnis.

Hier wird’s richtig spannend:
Ein Mensch, verflucht und gefesselt, tritt dem Bösen entgegen – nicht mit überlegener Macht, sondern mit moralischer Klarheit.
Das ist im Kern ein biblischer Topos.
Und eine kleine Evangeliumsgeschichte, versteckt unter Flammen und Benzin.

Fazit: Apokalyptisches Kino mit Dogmenrestauration

Was bleibt nach all dem Feuer?
Nicolas Cage mit rußigem Gesicht. Ein bisschen Pathos. Und eine erstaunlich theologische Frage:

Was rettet eine verlorene Seele?

In Ghost Rider ist es weder Kirche noch Sakrament. Kein Priester tritt auf. Kein Gebet wird gesprochen. Und doch ist das, was hier geschieht, zutiefst spirituell.
Denn Johnny Blaze tut, was viele Heilige taten:
– Er stellt sich dem Bösen.
– Er trägt eine Bürde, die größer ist als er.
– Und er bleibt sich treu, obwohl alles gegen ihn spricht.

Und vielleicht ist das das eigentliche Evangelium dieses Films:
Nicht, dass Gott durch Feuer spricht – sondern, dass ein Mensch im Feuer bestehen kann.
Nicht, dass Schuld ungeschehen wird – sondern, dass sie nicht das letzte Wort hat.
Nicht, dass alles gut wird – aber dass jemand das Gute trotzdem wählt.

Klar, das Ganze kommt mit Ketten, Motorrädern und CGI-Schädel daher.
Aber wenn die Bibel von Engeln spricht, die mit Feuerflammen das Gericht begleiten – wer sagt, dass sie nicht auch Harley fahren?

Ghost Rider ist ein apokalyptisches Märchen.
Eins, das weiß, dass das Böse real ist.
Aber auch, dass es nicht allmächtig ist.

Und ganz am Rand sagt es uns – zwischen Knall, Glut und Schwefel:
Die Hölle hat vielleicht Verträge. Aber der Himmel hat Freiheit.

PS: Wer denkt, der Ghost Rider sei bloß Satans Hausmeister mit Feuerkette – Spirit of Vengeance zeigt, dass da vielleicht doch ein göttlicher Funke im Motor steckt… Ohne zu spoilern: Da geht’s nochmal eine Schicht tiefer… und es wird theologisch interessanter, als man bei lodernden Schädeln vermuten würde.

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