Gott ist Liebe

(Slam 2 vom Luzerner Pride Slam)

Da sitz ich also,
auf einem Stuhl,
gegenüber einer Therapeutin –
und sie sagt mir allen Ernstes:
„Gottes Liebe hat Grenzen.“

Wow.
So als wär Gott ein Prepaid-Handy
mit 5 Gigabyte Datenvolumen.
„Sorry, Ihr Paket ist aufgebraucht.
Bitte buchen Sie Liebe nach.“

Oder vielleicht wie ein Stromanbieter:
„Heute leider Stromsperre.
Ihr Herz bleibt kalt.
Schalten Sie bitte auf Sparflamme.“

(kurze Pause, dann trocken)

Und ich denk mir:
Wenn Gottes Liebe Grenzen hat –
dann hoff ich, dass ich drin bin.
Denn wenn nicht: Game over.

Aber wer wäre dann alles draußen?
Die Falschen.
Die Zweifelnden.
Die Queeren.
Die Armen.
Die Reichen.
Die Lauten.
Die Leisen.
Die Fragenden.
Die Suchenden.

Oder noch schlimmer:
Vielleicht liebt Gott keine Leute mit Crocs-Sandalen.

Vielleicht keine, die Ananas auf Pizza legen.


Vielleicht keine, die heimlich den Einkaufswagen
nicht zurückbringen.

(kurze Pause – dann sarkastisch)

Wie kleinlich wär das?
Wie lächerlich wär das?
Gott – als Pedant im Himmelsbüro?
Der sagt: „Tut mir leid, Formular nicht korrekt ausgefüllt,
Liebe abgelehnt.“

Aber Leute, hört zu:
Gott ist nicht so.
Gott ist kein Banker mit Zinsen,
kein Polizist mit Grenzen,
kein TÜV-Prüfer mit Mängelliste,
kein Coach mit „du schaffst es nur, wenn“-Liste.

Kein Türsteher mit Gästeliste,
kein Lehrer mit Strafarbeit,
kein Algorithmus, der dich rauskickt,
weil du nicht ins Schema passt.

Gott ist nicht Love-Lite,
nicht Low-Carb-Charity,
nicht ein Diätprogramm für Heilige.
Gott ist Liebe.
Unverdünnt.
Ungefiltert.
Unendlich.

Und der Erste Johannesbrief?
Der droppt Lines wie Punches,
kein schwaches Vielleicht,
sondern harte Ansagen:

Wer sagt: Ich liebe Gott,
doch hasst seine Schwester,
der lügt – und zwar heftig,
kein Gott, kein Tester.

Ihr Lieben, wir sollen einander lieben,
nicht nur reden, nicht nur schieben,
nicht nur posten, nicht nur liken,
sondern handeln, heilen, reichen, reichen.

Denn wer liebt, hat Gott erkannt,
kein Fake, kein Bluff, kein Hinterland.
Denn Gott ist Liebe – keine Phrase,
kein Kalenderspruch, kein Wandtattoo,
kein fades Himmels-Accessoire.

Wer Gott liebt, doch Menschen hasst,
der baut auf Sand, kein fester Mast.
Johannes sagt: Das ist gelogen,
keine Ausrede, nichts verbogen.

Liebe ist kein leeres Wort,
weder Emoticon noch Like-Export.
Liebe heißt: Ärmel hoch und wirklich tun,
auch wenn’s nervt und ohne Lohn.

Denn Gott ist Liebe, ganz direkt,
kein Zusatz oder Nebeneffekt.
Kein Dekospruch, kein Kirchenlied,
sondern das Herz, das uns alle zieht.

Und so sag ich euch:
Diese Liebe –
sie fließt wie ein Strom durch Wüsten,
wie Licht in der Finsternis,
wie Atem in müden Lungen,
wie Feuer in kalten Herzen.

Sie kennt keine Limits.
Keine Sperrzonen.
Keine „Nur-für-VIP“-Bereiche.
Keine Schranken.

Denn mal ehrlich:
Wenn Gottes Liebe Grenzen hätte,
dann wär sie doch schon lange leer.

Leer durch all die Kirchenkriege.
Leer durch das Gezanke über Dogmen.
Leer durch endlose Diskussionen:
„Darf man das?
Darf man das nicht?“

(Pause)

Stellt euch vor,
Gott säße da wie ein Beamter am Schalter:
„Tut mir leid, ihre Liebe ist abgelaufen.
Sie haben’s überzogen.
Bitte kommen Sie morgen wieder,
zwischen neun und zwölf Uhr,
mit den richtigen Formularen.
Doppelt ausgefüllt.
In Blockschrift.“

(Pause)

Oder als Hotline:
„Herzlich willkommen bei der Gottesliebe-Hotline.
Alle Engel sind gerade im Gespräch.
Bitte haben Sie Geduld.
Ihre voraussichtliche Wartezeit beträgt …
Ewigkeit.“

(Pause)

Wie absurd wär das?
Wie schäbig wär das?

Und genau deswegen sag ich:
Wenn Gott wirklich Grenzen hätte,
dann hätte Gott uns Menschen
schon längst abgeschrieben.

Aber Gott hat nicht abgeschrieben –
sondern liebt.

Und zwar gnadenlos.
Rücksichtslos.
Grenzenlos.

(Pause)

Und deshalb –
ich weigere mich,
an einen gedeckelten Gott zu glauben.

Liebe Gottes ist unbegrenzt.
Also warum maßen wir uns an,
sie zu rationieren?

Gott ist Liebe.
Punkt.
Ende der Diskussion.

(Lange Pause. Dann still abtreten.)

2 Gedanken zu “Gott ist Liebe

  1. Danke für deine Worte.

    Was ist, wenn man diese Liebe gar nicht fassen kann?
    Wenn man sie nicht versteht?
    Oder wenn man sie nicht will? Ganz bewusst nicht?
    Gibt es sowas?
    Was dann?
    Kann man überhaupt aus Gott rausfallen?
    Oder wäre Gott dann unvollständig?
    Ohne den einen?
    Liebe ohne Grenzen.
    Also ist der Tod auch keine Grenze.
    Braucht es nicht erst die Rückkehr nach Hause, um zu verstehen?

    Liebe Grüsse Brig

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  2. Danke.. wie schön deine Worte .. Stelle mir vor, es gehört eine Bereitschaft dazu, vielleicht auch eine bewusste Entscheidung..? Dann kann einer vielleicht das Ewigere, welches Liebe ist, erahnen.. fühlen .. ungefühlt bleiben wir tumbe Ignoranten, gefangen im Weltlichen, weiter Gewalt produzierend.. (?)

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