Ich habe das Gefühl, in den letzten Tagen mehr geweint zu haben als in den letzten zwei Jahren. An Simchat Torah war die Freude nicht da. Ich will Frieden. Schon so lange. Doch er scheint in immer weitere Ferne zu rücken. Und dieser Post wird wahrscheinlich genauso lang lang und sinnlos, wie ich mich gerade sinnlos und hilflos fühle. Es geht mir nicht um mich, aber ich musste mir all diese Emotionen von der Seele schreiben. Ich bin nicht wichtig.

Auf einmal war da Video nach Video auf meinem Instagram Feed, eines schlimmer als das andere. Nicht, dass ich auf Sensationskanäle abonniert wäre – Freunde posteten, was sie erlebten, oder zugesendet bekamen, auf einem Kanal waren News. Ich sah wie verzweifelte Menschen vom Musik-Festival flüchteten, die Panik stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Sie versteckten sich hinter Büschen und Bäumen, und man hörten Schüsse, immer wieder. In den Kommentaren las man „run piggies“ und „more“ oder „it’s payback time“ „it’s only the beginning“. In anderen Videos sah man eine Frau, halbnackt, an den Haaren geschleift, geschändet, reglos, um sie herum Männer, die in Siegerpose immer wieder ihre Maschinengewehre erhoben. Die Kommentare waren ebenso widerlich und frauenfeindlich, von Menschen rund um die Welt – Menschen die eigentlich für den Frauenschutz sind, und jetzt über die Vergewaltigung von jüdischen Frauen jubeln und sie als zionistische Huren bezeichnen. Nach zwei Tagen konnte ich kaum noch auf Instagram gehen ohne solche Videos zu sehen – also gehe ich kaum noch.
Auf TikTok ist es kaum besser, und ein differenzierter Diskurs ist kaum möglich mit manchen Menschen, geschweige denn, seine Gefühle auszudrücken, ohne dafür an die Wand gestellt zu werden. Ich habe mein Entsetzen, meine Trauer, mein Mitgefühl ausgedrückt nachdem ich die Videos der Massaker gesehen habe. Ich bin jüdisch. Und bekam sogleich Antworten, dass mein Mitgefühl Palästina und #FreePalestine zu gelten habe, und wenn das nicht sofort der Fall ist, bin ich der Feind und ein Heuchler. Lasst mich zuerst meine Toten beweinen…
In der Nacht von Montag auf Dienstag konnte ich kaum schlafen. Um 2h wachte ich ich auf, schweissgebadet und mit Todesangst. Ich wurde Ende Juni 2022 vergewaltigt; damals hatte ich Todesangst und wusste nicht, ob ich mit dem Leben davonkomme. Schliesslich kam ich mit einer Rippenprellung davon. Genau mit dem Gefühl, erstickt zu werden und… wachte ich auf, sicher getriggert von den Videos. Seitdem musste ich an so vieles aus den letzten Jahren denken.
Da war der Mann aus dem Libanon, der so liebevoll und zärtlich war; ein wunderbarer Mann mit einem so schönen Lachen – bis er meine jüdischen Tattoos sah und mich nach dem Sex ein Zionistenschwein nannte, und dass ich es niemals mehr wagen sollte, ihn anzurufen.
Dann war da Itay, mit dem ich eine kurze Beziehung angefangen hatte. Er war ein lieber, schüchterner Mensch. Er war, oder ist, ein modern orthodoxer Jude der damals sein schwules comingout hatte. Seine Familie war seit mehreren Generationen in Israel. So sehr ich das Land Israel liebe, konnte ich mir zu dem Zeitpunkt nicht vorstellen, dorthin zu ziehen. Meine Kinder brauchen mich jetzt hier. Auch wenn Israel das erste und einzige Land war, in dem ich mich „zu Hause“ gefühlt habe. Jetzt denke ich an ihn, seine Familie, und wie es ihm wohl geht. Und ich denke gerade, ich hätte vielleicht doch gehen sollen.
Ich denke an Yana, die oberhalb von Tel Aviv lebt mit ihrem Grossvater, einem Holocaust-Überlebenden. Noch heute schrieb sie mir und sagte „niemand ist hier sicher, niemand“. Ihre Eltern sind beide früh gestorben, sie ist in Israel geboren.
Ich denke an Avigail. Auch sie war in Israel geboren, ihre Eltern waren Juden aus dem Yemen. Sie war eine der wunderschönsten Frauen, die ich kannte, und sie hat mir manches über Liebe und Schönheit und Frieden gelehrt. Frieden, den wollte sie, und Gleichberechtigung – für Palästinenser und Israelis, für alle zusammen, und setzte sich dafür ein. Trotzdem flog ihr Auto eines Tages in die Luft. Ronit, ihre Schwester, wollte nicht, dass wir wütend sind – vielmehr sollten wir uns weiterhin in ihrem Gedenken für Frieden und Liebe einsetzen. Sie fehlt mir.
Und Shmuel. Wahrscheinlich ein Cousin – aber wir kamen nicht weit genug um das endgültig herauszufinden. Wir haben lange diskutiert, viele Stunden, und ich habe viel gelernt. Er war wahnsinnig gelehrt als Haredi. Doch als er mir seine Meinung über palästinensische Kinder kund tat, brach ich den Kontakt definitiv ab. Er meinte zum Tod palästinensischer Kinder nur lapidar „aus Nissen werden Läuse“. Verwandtschaft oder nicht, mit dieser Einstellung will ich keinen Kontakt. Ich frage mich, wo er und seine Familie heute sind. Das letzte Mal weiss ich nur, dass sie ins Westjordanland als Siedler gezogen sind, und er mir meine Yiddishkeit absprach, ich wäre höchstens ein „Social-Club-Yid“.
Beim Denken an Shmuel kommt mir ein Bild nicht mehr raus dem Kopf. Eine Begebenheit, die mich damals schon geschockt hatte. Eines morgens sah ich einen orthodoxen zum Shacharit (Morgengebet) gehen. Ganz in schwarz, mit den Payos, den Tallit und die Tfillin in einer Plastiktasche zusammen mit dem Siddur. Auf der Strasse waren zwei kleine arabische (palästinensische?) Kinder, die einfach nur spielten. Wie das Kinder eben so tun. Um im vorbeigehen zu seinem Morgengebet, ging er die Kinder an, bespuckte sie. Wer tut so etwas? Auf dem Weg zum Gebet? Und was lernen die Kinder daraus? Welche Saat wird daraus aufgehen?
Ich denke an Ilan, Orit, und andere Kollegen, ihre Familien und Freunde bei denen ich war, als ich einige Monate in Israel wohnte; sie luden uns zu Purim ein, Pessach, zu Grillfesten und Ausflügen mit ihren Familien als hätte ich schon immer dazugehört. Ich sorge mich, wie es ihnen jetzt geht – ihren Kindern, die jetzt gross sind, und die mit meinen damals den Afikoman gesucht haben an Pessach und Matza mit Nutella gegessen haben bis spät in die Nacht. Sind sie sicher (jetzt noch), leben sie noch, heute, in dieser Minute? Und morgen? Sie waren sich alle einig, wenn wir über Politik redeten (was nicht oft vorkam) – eigentlich wollten sie nur ein gutes Leben für alle, egal wer alle sind sind – Israelis, Araber, Palästinenser, Christen, und waren in der Regel nicht gut zu sprechen auf die Ultra-Orthodoxen und ihren Einfluss. Das war vor vielen Jahren, aber ich denke dennoch oft an die Zeit zurück, und an sie.
Und die Menschen, mit denen ich in die Synagoge ging? Und in die Kirche? Menschen der Arbeitsgruppe für Versöhnung, Frieden und Brückenbauen zwischen Palästinensern und Israelis? Dort hörte ich zum ersten Mal von „The Tent of Nations“1 und schliesslich befanden wir uns im Auto auf dem Weg dorthin. So ein wichtiger Ort! Und doch macht Israel ihm das Leben so schwer. Zerstörte Haine, Olivenbäume und Obstbäume von Bulldozern überrannt, Angriffe, Administration die nicht mitspielt… Checkpoints, checkpoints. Mit meinem Aussehen wurde ich in Jerusalem oft für ein local gehalten damals – man wollte mich auf der Tempelesplanade auch in die Al-Aqsa Moschee und den Felsendom lassen. Aus Respekt habe ch nur durch die mir weit geöffneten Türen hereingeschaut und bin nicht hineingegangen – viel Emotion, viel Staunen. Wie geht es der Nassar Familie jetzt?
Ich denke daran, wie ich mit den Kinder am Strand in Ashqelon war, und die Kassam fielen. Ein wenig näher, und wir wären nicht mehr gewesen. Ein paar Tage später fielen sie genau an die Stelle, an der ich mit den Kindern war. Ich erinnere mich noch sehr gut an das Geräusch. Ich mag keine Feuerwerke mehr, und kann gut mit Geflüchteten nachvollziehen, warum Böller re-traumatisierend sind für sie -viel mehr als für mich. Nach den Kassam sah und hörte ich, wie die israelische Marine vom Meer aus auf Gaza schoss. Wer da in Gaza fischen wollte, muss lebensmüde sein. Dabei ist es doch der selbe wunderschöne Strand, das selbe paradiesische Meer. Wenn doch Gaza nur friedvoll-frei sein könnte, wie schön es wäre, welch eine Perle es sein könnte! Ohne Krieg, und ohne Hamas, keine Bevölkerung in Geiselhaft.
In Tel Aviv ging es jeden Tag in die Stadt und durch die Stadt an der gleichen Bushaltestelle vorbei, bis sie dann einmal kurz nachdem wir daran vorbei waren, in die Luft flog, weil sich jemand in die Luft gesprengt hatte.
Ich erinnere mich daran, wie eines Tages, als ich in unserer Wohnung war, Schüsse zu hören waren. Maschinengewehrfeuer. Erst aus einer Richtung, dann aus der anderen. Dann wieder aus der einen, und wieder aus der anderen. Schliesslich kam es zu Explosionen, die das ganze Haus erschüttern liessen. In unserer Wohnung, wie in allen modernen Wohnungen, war ein Zimmer mit Gittern am Fenster und einer gepanzerten Tür, in die man sich zurückziehen konnte im Fall eines Angriffs oder einer Geiselnahme. Es wurde geraten, immer Wasser und Nahrung in diesem Zimmer zu lagern, falls es schnell gehen muss. Zum Glück brauchten wir das nicht. An das Gefühl konnte ich mich aber noch gut erinnern: wo sind meine Kinder? Wie kommen wir im Notfall am schnellsten zum Flughafen? Und ja, wir waren privilegiert: die meiste Bevölkerung kommt nicht dort weg, ob nun Bomben fallen oder nicht. Ich bin froh, dass wir da nicht rein mussten, aus verschiedenen Gründen: natürlich vor allem aus dem Offensichtlichen – kein direkter Angriff. Aber ich wurde als Teenager schon einmal über einen Monat lang in ein kleines, dunkles Zimmer gesperrt mit einem Bett, einem Tisch und einem Stuhl – um meinen Willen zu brechen, damit ich „Gott“ gehorche, oder vielmehr denjenigen, die meinten, seinen Willen zu kennen. Und ich kann Geiselnahmen nicht einmal in Filmen vertragen. 1991 war ich mit einer Freundin unterwegs, und wir waren in einer Bank. Gerade als wir aus der Commerzbank hinausgingen, ging der Bankräuber hinein und die Geiselnahme begann, die 21h später mit einem tödlichen Kopfschuss für den Geiselnehmer endete. Wir hatten unwahrscheinliches Glück: 10 Sekunden später, und wir wären mit drinnen gewesen. Aber bis heute muss ich in jedem Raum da sitzen, wo ich nah am Ausgang bin, oder den Ausgang sehe – und in Banken werde ich nervös (auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass sowas noch einmal passiert, sehr gering ist).
Zurück in der Schweiz, es ist der Anfang des Zweiten Libanon Krieges. Ich bin in der Migros und trage einen Magen David, mache einfach nur meine Einkäufe. Da kommt ein aufgeregter Schweizer auf mich zu, in Birkenstock und Strickjacke. Ich kenne ihn nicht, aber er zeigt auf meinen Davidsstern und geht mich an: „Kindermörder! Verbrecher! Kindermörder!“
Als ich Ende 2020 in der Parfümerie bei Manor arbeitete, trug ich immer noch regelmässig meinen Davidsstern. Bis dahin war ich immer noch offiziell als „jüdisch“ registriert beim Staat. Das habe ich erst Anfang 2021 geändert, um bei der Kirche zu arbeiten. Es fiel mir schwer, auch wenn mein Verhältnis zum Judentum manchmal so ist wie das zu mehr oder weniger entfernten Verwandten, die man aber innig liebt. Man gehört dazu, lebt aber nicht zusammen. Der Übertritt zur Kirche war ein notwendiges Opfer. Meinem „Pedigree“ nach bin ich jüdisch, aus Osteuropa und aus Nordafrika: Ukraine/Lithauen und Algerien. Jedenfalls, als ich bei Manor arbeitete, war da auf einmal ein älterer Mann mit einer islamischen Gebetskette in der Hand, der auf meinen Davidsstern deutete und dann ein Handzeichen machte: die Kehle durchschneiden. Dann verschwand er. Ein anderer Kollege aus Ägypten, jüdisch-koptischer Herkunft sagte mir, ich wäre verrückt, einen Davidsstern zu tragen: das wäre viel zu gefährlich, vor allem um Chanukkah/Weihnachten rum – darum würde er es nie machen, obwohl er es gerne würde. Seitdem habe ich keinen mehr getragen.
Und doch überlege ich, ob ich wieder einen trage, aus Solidarität mit meinen jüdischen Geschwistern. Meine Tattoos sind sowieso da. Never again. Niemals wieder. Das sagen wir über die Shoah. Niemals wieder muss für alle gelten. Hass gebiert nur mehr Hass. Ungerechtigkeit gebiert nur Ungerechtigkeit.
Und dann streifen meine Gedanken zu dem palästinensischen Arzt, der meine Ex-Frau vor vielen Jahren nach einem Unfall operiert hat. Er stammte aus Gaza und ist inzwischen bestimmt zwischen 70 und 80 Jahren alt. Wir durften ihn etwas kennenlernen. Er ist ein palästinensischer Christ. Er hat uns einiges erzählt, von seinem Leben und seiner Jugend dort. Eines Tages war er sehr bedrückt: seine Nichte war umgekommen, ermordet. Mein erster Gedanke war, dass es ein Angriff der IDF war, denn so oft fallen ihr Zivilisten zum Opfer. Doch es war die Hamas, die auch ihre eigenen Leute umbringt. Seine Nichte hatte einen kleinen christlichen Buchladen in Gaza, und den hatte Hamas in die Luft gejagt. Wie sehr muss er jetzt um seine restliche Familie bangen, die noch im Gazastreifen ausharrt – die, die nicht fliehen konnten. Denn viele können es nicht.
Das jüdische Volk gehört zu Eretz Israel. Der letzte jüdische Aufstand in Israel gegen die römische Herrschaft, der Bar-Kochba-Aufstand wurde 135 n. Chr. niedergeschlagen und ein Teil der jüdischen Bevölkerung vertriebe. Das Land wurde seitdem aufgrund eines Erlasses von Kaiser Hadrian „Palästina“ genannt um die Erinnerung an die judäischen Bewohner zu tilgen. Trotzdem blieb Palästina-Israel ein Zentrum des Judentums; bis ins Mittelalter hinein waren sowohl die babylonischen als auch die palästinischen Rabbinen wegweisend für die Entwicklung der jüdischen Religion und Lebensweise auch außerhalb dieser Gebiete. Das heisst nicht, dass für Palästinenser kein Platz wäre: adamah, die Mutter, trägt uns alle. Sind wir nicht Geschwister? Soll nicht das Haus Gottes ein Gebetshaus für alle Völker sein, und Witwen, Waisen und Fremde mit Wohlwollen behandelt werden? Gab es nicht ein Gebot gegen das abholzen von Fruchttragenden Bäumen, und sagten die Rabbinen nicht, dass diese Bäume wie Menschen seien? Menschen sind wie Bäume, die man nicht einfach entwurzelt. Bulldozer über Olivenhaine, Fruchtbäume und Dörfer sind nicht die Gerechtigkeit, von der die Propheten sprechen…
Die Hamas hat vor einigen Tagen furchtbare Dinge getan. Seit der Shoah sind nicht mehr soviel jüdische Menschen auf einen Schlag verschleppt worden, und Menschen rund um den Globus haben es bejubelt. So sehr das palästinensische Volk frei sein muss, kam von vielen keine gleichzeitige Verurteilung der Hamas – nur Freude über die Taten. Darum verursacht der Aufruf zu einer globalen Intifada bei mir vor allem Sorgen. Bereits am Freitag dem 13. hat Hamas zu Kundgebungen und Aktionen aufgerufen – gegen jüdische Menschen auf der ganzen Welt. So hat der Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund SIG jüdische Menschen in der Schweiz deshalb dazu aufgerufen, sich nicht mehr als Juden zu erkennen zu geben, denn auch in der Schweiz müssen Jüdinnen und Juden um ihre Sicherheit fürchten. Wo ist da die Solidarität?
Und doch werden alle in eine Ecke gedrängt. Jüdische Menschen in die eine, palästinensische Menschen in eine andere.
Das Lesen dieser Zeilen machte die Dinge auch nicht besser: “I have ordered a complete siege on the Gaza Strip. There will be no electricity, no food, no fuel, everything is closed. We are fighting human animals and we are acting accordingly,” (Artikel von Moustafa Bayoumi im The Guardian). Dies sind die Worte von Yoav Gallant, dem israelischen Verteidigungsminister in Antwort auf die von der Hamas verübten Massaker in Südisrael. Was die Hamas dort verübt hat übersteigt alles an Horror, an Verurteilungswürdigem, an Vorstellungskraft. Es es ist furchtbar und barbarisch. Das ist keine Dekolonisation, und hilft dem palästinensischen Volk nicht – denn die Hamas musste bereits vorher wissen, dass Israel’s (und mit Israel die USA, Deutschland, Frankreich…) Antwort furchtbar und vernichtend sein wird. Oder Hamas wollte absichtlich auf Kosten der Bevölkerung nun endlich das Pulverfass Hamas-Hezbollah-Iran anzünden. Doch wer nun (noch mehr) leiden wird, das ist die palästinensische Bevölkerung, welche die Hamas angeblich befreien will. Nun wird der Kampf also gegen „menschliche Tiere“ gehen. Ich habe manche Videos gesehen, und die taten waren absolut barbarisch, so sehr, das einem die Worte fehlen. Und dennoch verweigere ich mir diese Sprache, so sehr sie mir auf den Lippen brennen könnte.
Wann ist ein Mensch noch ein Mensch, und wer bestimmt, wer ein Mensch ist? Diese Art von Sprache macht mir Angst. Denn auch wenn die Taten den Hamas absolut unmenschlich waren, ist diese Sprache es auch. Sie ist tief unmenschlich und macht es einfacher, im Gegenüber keinen Menschen mehr zu sehen, sondern nur etwas, das zu töten ist – abzuschlachten, schlachten wie ein Tier. Doch wie soll Israel sich gegen die Hamas wehren? Und wie soll die palästinensische Bevölkerung die Hamas abschütteln? Ich weiss keine Lösung.
Und so werden die 2.2 Millionen Menschen in Gaza -darunter fast 50% unter 14 Jahre alt- auch hausen: wie Tiere, oder noch schlechter als Tiere. Wie gehen auf den Winter zu. Keine Elektrizität heisst keine Heizung, keine Geräte in den Krankenhäusern, kein Licht, kein Benzin heisst keine Generatoren, keine Fahrzeuge, keine Pumpen, kein Essen heisst Verhungern (wer Fischen will, kann das nicht, ausser er will riskieren von der Marine abgeschossen zu werden, und das schon seit langem), kein Wasser heisst Verdursten, kein Reinigen von Wunden – wer trinkt Meerwasser? Ja, die Hamas versteckt sich unter ihrem eigenem Volk, und einige jubeln ihnen zu. Aber Hamas sitzt auch sicher im Trockenen, mit Elektrizität, Fuel, Wasser, Essen, und Geld. Wer protestiert eigentlich dagegen, und ruft dazu auf, dass die Geiseln freigelassen werden? Auch das Volk von Gaza sitzt in Geiselhaft. Hamas muss weg. Das ist klar. Für die Sicherheit der ganzen Bevölkerung – der palästinensischen genauso wie der israelischen. Ich habe keine Lösung, ich denke einfach nur laut.

Ich wünsche mir so lange schon Sicherheit, Freiheit, Würde, Freude, Liebe für alle – Israelis, Juden, Palästinenser, Araber, Christen, Muslime. Das Land ist gross genug, alle zu tragen und zu ernähren. Das Land ist wunderschön und reich. Alle sind Kinder Abrahams.
Gleichzeitig wird der Antisemitismus hier ironischerweise als „importiertes Problem“ bezeichnet und artet schnell in Anti-Islamismus und/oder anti-arabischen und anti-palästinensischen Rassismus aus. Den Antisemitismus der aber von den stets erstarkenden rechten Parteien und deren Anhängern wie der SVP, der Jungen Tat, der AfD etc. ausgeht, den spricht niemand hat – hat doch z.T. erst Europa diese bestimmte Art von Antisemitismus in den nahen Osten exportiert. und heute instrumentalisieren die Rechten ihn, um Stimmung zu machen – in die Richtung, die ihnen gerade passt, gegen wen auch immer; und gegen die jüdische Bevölkerung sowieso.
- The Tent of Nations, a family farm and center where “people from many different countries
come together to learn, to share, and to build bridges of understanding and hope,” urgently
needs support and solidarity from the international community in the wake of the
destruction carried out recently on the Nassar family’s land and other escalating threats
they have received since the 2019 completion of their land re-registration application.
Although the Nassars have owned the land for over 100 years, since the time of the British
Mandate, Israel has delayed formal recognition of the farm’s registration and ownership.
The farm, situated in Area C under exclusive Israeli administrative and security control, is
near the village of Nahalin, southwest of Bethlehem in the West Bank. It sits on a hilltop
surrounded by several settlements (part of the Gush Etzion bloc). Despite the Nassars’ use
and documented ownership of the land, in 1991, the Israeli authorities declared the farm
“state land”. They battled the “state land” designation through the Israeli judicial system until 2006, when the Supreme Court ruled that the Nassars may proceed with re-registering their land. But with the re-registration in process, the Israeli army uprooted hundreds fruit trees in 2014 even though the family had appealed the notice from the Israeli Civil Administration. These actions prompted significant international outcry as the Tent of Nations has become a symbol of nonviolent resistance and peacemaking.
In 2019, after many delays, including Israeli authorities’ misplacing the application, the
Nassars were notified that their registration application was complete, but they await the
long-overdue response. On June 9, Israeli authorities entered the farm with a bulldozer over the Nassars’ objection, destroying the fence, driving over newly plowed fields, and cutting down approximately 50 olive trees. ↩︎
Danke für deine Worte!
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Es tut mir so sehr leid, dass die richtigen Worte fehlen. Es ist unfassbar schrecklich, was gerade passiert, und um so schrecklicher, je näher man dran ist. Danke fürs Teilhaben lassen und alles Gute.
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