Oktober bei den Linken

Oktober in Europa – Ich bin dankbar für dieses Lied. Die Band kannte ich vorher nicht, aber das ändert nichts daran. Es haut rein, es berührt, es spricht aus was mir -und vielen anderen- seit Wochen und Monaten auf der Seele (und der Zunge) liegt. Es ist ein ruhiges Lied, ein beruhigendes Lied, das dennoch seine Spitzen hat. Ein Lied, das Wahrheiten ausspricht – und diese können, wie das mit Wahrheiten manchmal so ist, unangenehm sein. In diesem Fall spricht das Lied die Doppelmoral der Linken, zumindest eines grossen Teiles der Linken an. Und da es unangenehm ist, einen Spiegel vorgehalten zu bekommen, und es leichter ist, zu reflektieren statt zu reflektieren, bekommt die Antilopen Gang jetzt ihr Fett ab und, wie könnte es anders sein, jede Menge Hass.

„Schlechter Hip Hop hätte noch nie jemand geholfen“ ist da noch das netteste was da zu lesen gab. Ansonsten wird vorgeworfen, dass der Song einseitig sei weil das Leid der Palästinenser nicht erwähnt sind (ergo hätten sie keine Empathie, oder zumindest nicht für alle), sie wären Rechts, sie wären Genozidverharmloser, der Song würde das Narrativ der israelischen Regierung verbreiten, der Song wäre Rufmord (Greta Thunberg), er würde Palästinenser entmenschlichen, und überhaupt darf man doch wohl Israel kritisieren ohne sofort Antisemit genannt zu werden! Das übliche eben… Es ist verrückt, dass das Pro-Palästinensische Lager nicht mehr reflexionsfähig ist, und keinerlei Kritik verträgt. Das ewige Ja-aber…

Dem begegne ich mit einem… nein, nicht mit einem „Ja, aber“.

Es geht eben in diesem Lied um jüdisches Leben und Erleben, um Antisemitismus – und der muss und darf thematisiert werden, ohne gleichzeitig von Palästinensern und/oder Muslimen zu reden (nicht weil sie weniger wert wären, aber weil es gerade um jüdisches Leben und Judenhass geht) und alles sofort wieder zu relativieren. Dadurch wird dem Leid der anderen nichts genommen, es wird nichts an deren Leid relativiert.

Es ist, als wäre ich auf dem Friedhof und würde um Mitglieder meiner Familie trauern, die gerade beerdigt wurden. Da kommt eine Gruppe Menschen vorbei und schreit mich wütend an, dass ich eine Egoistin sei, weil ich um meine Familie trauere und mich um meinen Schmerz kümmere, und nicht um den, der anderen Familien, die auf dem Friedhof sind. Absurd, oder? Indem ich über meine Familie trauere, negiere ich nicht den Schmerz der anderen Familien.

Doch zurück zum Lied.

Die Doppelmoral der Linken. Ja, die hat mich überrascht, geschockt, enttäuscht, wütend gemacht – alles Mögliche. Ich weiss noch wie ich morgens am 7. Oktober aufgewacht bin und quasi live mitangesehen habe, was am Nova Festival geschah, voller Horror. Ich wollte nicht begreifen, was da geschah.

Noch weniger wollte ich begreifen dass, statt, Trauer und entsetzen und Mitgefühl auszudrücken, die Menschen überall „Ceasefire“ und „Free Palestine“ riefen, bevor Israel überhaupt irgendetwas gemacht hatte, bereits am 8. Oktober – um es mal so zu sagen: die Rufe hallten um die Welt, während man in Israel dabei war, die noch nicht ausgekühlten Leiche zu entdecken und das Ausmass des Horrors. Und dann kamen sogar eine Posts in meinen Feeds, die es gefeiert haben, oder zumindest war es „verdient“ und Hamas wären „Freiheitskämpfer“. Links-Queer-Feministische Stille, was Solidarität angeht. Ich spreche nicht von Solidarität mit einem Staat, sondern mit Menschen – jüdischen Menschen (obwohl unter den Opfern auch Menschen aus Thailand und Tanzania waren, Beduinen, Arabische Israelis, Christen…). Und diese Solidarität ist nie gekommen – weder mit den Opfern des 7. Oktobers, noch mit den Geiseln, noch mit jüdischen Menschen in Deutschland oder sonstwo bei dem rasant steigendem Antisemitismus. Wobei, da ja immer wieder die Parade kommt „Araber/Palästinenser sind auch Semiten“ sollte ich vielleicht eher von Judenhass sprechen um klar zu sein. Dabei spricht man bei Menschen nicht von Semiten, sondern lediglich von semitischen Sprachen, und Herr Marr legte damals Antisemitismus ausdrücklich als Bezeichnung für Judenhass fest (hört sich feiner und wissenschaftlicher an).

Und ich habe es schon x mal gesagt, rein die Kritik an israelischer Politik, Regierung, auf der gleichen Basis wie die einer jeglichen anderen Regierung, mit den selben Maßstäben und Kriterien, ohne Doppelstandards, Dämonisierungen u.ä. (der „Jude unter den Staaten“) ist nicht antisemitisch. Aber oftmals geht vieles dennoch darüber hinaus – andere Masstäbe werden angelegt, es wird dämonisiert, die gleichen Verschwörungsmythen die früher für jüdischen Menschen verwendet wurden, werden nun für den jüdischen Staat verwendet, und fleissig Holocaust Inversion betrieben.

Aber zurück zum Lied. Herrschaftszeiten, es fällt mir schwer, bei der Sache zu bleiben…

Erst Greta. Das ist ja bei vielen ein Stein des Anstosses. Nachdem mich schon so viele Freunde und Vorbilder enttäuscht hatten, dann auch noch Greta – keine persönliche Ikone, aber für viele andere schon, quasi unantastbar. Als sie kurz nach der Terrorattacke der Hamas postete „I stand with Gaza“, dachte ich dann nur „nee, Du auch?“ – aber ok. Über die Sache mit der Plüschkrake lässt sich streiten (nicht über die Symbolik, aber ob sie es wusste) – aber Accounts zu verlinken, die den Terror verharmlosen bzw. sogar bejubeln1, dazu habe ich eine recht eindeutige Meinung. Und als sie dann noch „Leve Palestina, krosse sionismen“ angestimmt hat (ein Lied, das nicht nur Palästina feiert, von Weizen und Oliven spricht, sondern auch davon, Steine zu werfen und Raketen abzuschiessen) und damit das Existenzrecht Israels negiert hat2, war der Ofen aus bei mir.

„Heute sind die größten Antisemiten, Alle Antirassisten, gegen Hass und für Frieden“ Mit der Zeile scheinen auch so manche ihre Probleme zu haben. Schon mal was von Hyperbeln gehört? Natürlich ist es eine Spitze. Aber das ist ja gerade das verrückte – gerade die Linke, die im Gegensatz zur Rechte für Anti-Rassismus steht, und vorgibt sich für Frieden einzusetzen, stellt sich als judenhassend raus, und will auch nichts hören und nichts sehen. Sie rufen gleichzeitig „Ceasefire“ und „Intifada“ und tragen nachhaltig zum Klima des Hasses gegen jüdische Menschen überall -in Deutschland und global- mit bei, und wollen jüdischen Menschen erklären was denn antisemitisch sei und was nicht, alles unter dem Deckmantel, man sei doch „nur Antizionist“, wohlwissend, dass 95% der jüdischen Menschen Zionisten sind – aber dafür hat man ja seine jüdischen Token der „Jüdischen Stimme“ und im Notfall die Vorzeige Neturei Karta. Was denn genau Zionismus ist, will man von jüdischen Menschen nicht hören (und dass viele Bibi & Co nicht ausstehen können, und ausserdem null Einfluss auf die Regierung haben, oder Wahlrecht haben…), sondern nur seine eigene krude Definition von Zionismus die eher von den Protokollen der Weisen von Zion, gemixt mit den Ideen der Sowjets (die Idee „den Zionismus seiner Bedeutung als nationale Befreiungsbewegung des jüdischen Volkes zu berauben und ihn stattdessen mit Rassismus, Faschismus, Nazismus, Völkermord, Imperialismus, Kolonialismus, Militarismus und Apartheid in Verbindung zu bringen3„, ist keine neue – sie stammt nämlich aus der Sowjetunion, die zunächst den jungen Staat Israel anerkannte, sich dann aber gegen ihn wandte um sich stattdessen mit anderen Staaten zu verbünden).

Es ist auch nicht die Solidarität mit der leidenden Zivilbevölkerung in Gaza per se die als antisemitisch vorgeworfen wird (der Kommentar kommt auch immer wieder – vielleicht um sich ja nicht weiter mit dem eigenen Verhalten auseinandersetzen zu müssen), sonder das WIE, das WARUM, und das WAS NICHT. Es wird in der Regel nicht für Frieden demonstriert und nach realisierbaren Lösungen gesucht, und solidarische Räume für ALLE Betroffenen geschaffen, sondern es es wird geschrien, es werden jüdische Menschen ausgeschlossen, beschimpft, bedroht, geschlagen, bespuckt, boykottiert – bis hin zu allem, wo nur irgendwo das Wort „Israel“ erscheint – wie in einer kollektiven Hysterie. Soll ich es als „Israelkritik“ und nicht als Judenhass auffassen, wenn mir schon x mal gesagt wurde, das ich doch zurück nach Auschwitz soll wo ich zu Hause wäre, das ein Ofen doch ein warmes Plätzchen ist, das 6 Millionen nicht genug waren, dass ich als nächstes dran bin? Das von Menschen, die sich als „queer-feministisch, links, antirassistisch“ bezeichnen. Wenn man am 7. Oktober sein Entsetzen über das gerade Geschehene ausdrückt, und Kommentare kommen wie „Was ist mit den Palästinensern?“ oder „Zionist“ dann hat das nichts mit einer gerechtfertigten Kritik an israelischer Politik zu tun. Es ist was es ist – Judenhass.

„Zivilisten in Gaza sind Schutzschild der Hamas, Schutzschild der Nachfahr’n der Juden-Vergaser“ – auch hier Zeilen die Unmut hervorrufen. Sie würden Palästinenser entmenschlichen und das Töten von Zivilisten verharmlosen. Das sehe ich nicht so. Hamas-Chefs haben immer wieder darauf hingewiesen, dass die Tunnels für ihre Kämpfer sind, und der Schutz der Zivilbevölkerung der UN oder sonstwem obliegt – jedenfalls nicht ihr Problem ist. Sie dienen ihnen als Schutzschilde. Diese Tatsache ändert nichts daran, dass die Bevölkerung leidet, einem so grossen Leid ausgesetzt ist – wie es immer der Fall ist in einem Krieg. Die Zivilbevölkerung ist immer die, die leidet. Und die Zeilen wollen auch nicht sagen, wie manche es verstehen wollen, dass alle Palästinenser Nachfahren der Nazis sind damit die Ausrottung verdienen. Vielmehr geht es hier darum, welchen Geistes Kind bist Du? – Hier im Fall der Hamas. Hamas Ziel ist nach wie vor die Ausrottung aller Juden, zunächst in Israel, aber auch weltweit (durch Verbreitung ihrer Ideologie, und allen die sich ihnen anschliessen wollen etc) – wer wollte das auch in der Vergangenheit? Ausserdem, mit etwas Geschichtswissen…

Hasan al-Banna gründete die Muslimbruderschaft im März 1928 in Ägypten. Ziel der neuen Gemeinschaft war die Verbreitung islamischer Moralvorstellungen und die Unterstützung wohltätiger Aktionen, doch in den 1930er Jahren politisierte sich die Bruderschaft stärker und setzte sich für das Ziel der Rückkehr zum ursprünglichen Islam und der Errichtung einer islamischen Ordnung ein. Al-Banna formulierte die Grundüberzeugungen der Muslimbrüder in fünf Sätzen: „Gott ist unser Ziel. Der Prophet ist unser Führer. Der Koran ist unsere Verfassung. Der Jihad ist unser Weg. Der Tod für Gott ist unser nobelster Wunsch.4 Er trat auch für den bewaffneten, offensiven Dschihad gegen Nicht-Muslime und deren Helfer ein. 1938 führte die Bruderschaft, mit Parolen wie „Nieder mit den Juden“ und „Juden raus aus Ägypten“, gewalttätige Proteste gegen Juden durch. 1938 erschien al-Bannas Werk „Die Todesindustrie“, in welchem die Abwendung vom Leben und die Verherrlichung des Märtyrertums beschrieben wird: „Derjenigen Nation, welche die Industrie des Todes perfektioniert und die weiß, wie man edel stirbt, gibt Gott ein stolzes Leben auf dieser Welt und ewige Gunst in dem Leben, das noch kommt.“ Von 1938 bis zum Kriegsbeginn 1939 erhielt die Muslimbruderschaft über den deutschen Agenten in Kairo Wilhelm Stellbogen finanzielle Unterstützung durch das Deutsche Reich. Die Bruderschaft verwendete die Mittel für Waffenkäufe und Propaganda im Sinne des sich abzeichnenden Nahostkonflikt im damaligen britischen Mandatsgebiet Palästina und beteiligte sich am  Arabischen Aufstand in Palästina5.

Amin al-Husseini, geboren zwischen 1895 und 1897 in Jerusalem war ab 1921 der Mufti von Jerusalem und Führer der Palästinenser, die einen eigenen Nationalstaat anstrebten. Von 1936 bis 1939 führte er den Arabischen Aufstand gegen die jüdische Bevölkerung in Israel-Palästina und die Briten an. Ab 1933 unterstützte er das NS-Regime und arbeitete ab 1937 mit ihm zusammen, und lebte schliesslich ab 1941 bis zum Ende des Krieges in Deutschland von wo aus er nationalsozialistische Propaganda im arabischen Raum (z.B. per Radio) verbreitete. Im Januar 1937 erklärte Al-Husseini dass die Araber und Nazideutschland denselben Feind hätten, die Briten und die Juden. Von da an gewährten das NS-Regime und das faschistische Italien al-Husseini Finanzhilfen. Zudem vermittelte er die Zusammenarbeit des NS-Regimes mit der ägyptischen Muslimbruderschaft, so dass diese während des Arabischen Aufstands erhebliche deutsche Finanzmittel, NSDAP-Schulungen zur „Judenfrage“ und Sprengstoff für Anschläge in Palästina erhielt6. Ebenso wurde er Mitglied der SS und rekrutierte Muslime für eine erste Gruppe von Waffen-SS (Handschar) auf dem Balkan, um dort Judensäuberungen vorzunehmen und Fluchtwege für Juden aus dem Osten zu blockieren. Ebenso gab es Pläne, mobile Gaswägen nach Israel-Palästina zu bringen um dort alle Juden auszurotten. Nach dem Krieg wurde er als Kriegsverbrecher festgenommen, doch auch Druck der Muslimbruderschaft fand er in Ägypten Asyl: „Sollte dem Mufti auch nur ein Härchen gekrümmt werden, würde jeder Jude auf der Welt ohne Gnade getötet werden.“ 

Er wurde freudig in der Muslimbruderschaft aufgenommen.  Hassan al-Banna verkündete 1946: „Der Mufti ist soviel wert wie eine ganze Nation. Der Mufti ist Palästina, und Palästina ist der Mufti. Was für ein Held, was für ein Wunder von Mann, der mit der Hilfe Hitlers und Deutschlands ein Empire herausforderte und gegen den Zionismus kämpfte. Deutschland und Hitler sind nicht mehr, aber Amin al-Husseini wird den Kampf fortsetzen.“ Für ihn war der Kampf gegen das „Weltjudentum“ einer um Leben und Tod, aus dem nur eine Seite siegreich hervorgehen konnte, wenn die andere gänzlich zerstört war. Die arabischen Führer schworen dem Mufti Treue, die, die es nicht taten, wurden von ihm ermordet, und mit ihnen zusammen kämpften die vom Mufti befreiten deutschen NS-Kriegsgefangenen mit spanischen und kroatischen Faschisten auf der Seite der Araber7. Für ihn war der Krieg eine religiöse Angelegenheit, er konnte den Juden kein einziges Stück Land zugestehen und sie auch nicht darauf Leben lassen, nicht als Staat und nicht als Flüchtling. Seine starre Verweigerungshaltung führte dann auch zum ersten Palästinakrieg, und moderate Araber machten ihn für die Vertreibung vieler Araber aus Palästina („Nakhba“) verantwortlich8. Zusätzlich half er dem früheren Goebbels-Mitarbeiter Johann von Leers zum Übertritt zum Islam und zu einem Posten im Informationsministerium Ägyptens. Dort erarbeiteten beide Übersetzungen von Hitlers „Mein Kampf“ und der „Protokolle der Weisen von Zion9 die bis heute noch Bestseller im arabischen Raum sind. Bis an sein Lebensende bedauerte er Hitlers Niederlage und hoffte, sie umzukehren.

Was aber hat das mit Hamas zu tun?

Al-Husseini war Vorbild und Mentor von Yassir Arafat (der ihn seinen Onkel nannte) dem späteren PLO-Führer. Al-Husseini ermutigte Arafat schon früh, die politische Führung der Palästinenser anzustreben und er arrangierte, dass ein deutscher NS-Offizier Arafat geheime Unterrichtsstunden geben konnte. Unter diesem Einfluss beteiligte sich Arafat 1948 mit der ägyptischen Muslimbruderschaft am Palästinakrieg gegen Israel. Al-Husseini finanzierte ebenso Arafats 1958 gegründete Fatah mit, und die Charta der PLO übernahm al-Husseinis Ziele. Als er 1974 starb, bekannte sich nicht nur die PLO zu ihm, sondern auch die PFLP. Arafat nannte den Mufti 2002 in einem Interview „unseren Helden… Der Mufti habe 1948 gegen Israel gekämpft, „und ich war einer seiner Soldaten“10. Ein palästinensisches Schulbuch pries al-Husseini 2008 als Führer „unserer vaterländischen Bewegung“. Der PLO-Führer Mahmud Abbas pries al-Husseini 2013 zum Jahrestag der Fatah-Gründung als „unseren Vorkämpfer“. Am 4. Januar 2013, dem 48. Jahrestag der ersten Angriffe der Fatah auf Israelis im Gazastreifen (1965), lobte Abbas zahlreiche Attentäter als „Märtyrer und Helden“ und ihnen allen den Mufti als „Pionier“ voran; am 4. Juli 2019 pries Mahmoud Al-Habbash, ein Berater von Abbas für die Palästinensische Autonomiebehörde, den Mufti als ihr „Rollenvorbild“ (role model)11. So gibt es eine Ideologische Linie vom nationalsozialistischen Regime zur Ideologie der Hamas (die ein Ableger der Muslimbruderschaft ist) und ihr ähnlichen Gruppen.

Doch niemand hat gesagt, dass die Palästinenser direkte Nachkommen der Nazis sind, oder alle Nazis sind. Ich wage es dennoch, nur gerade an das Bekleidungsgeschäft „Hitler2“ in Gaza12 zu erinnern – sicher kein harmloser Zufall. Nein, keine Berechtigung, einfach wahllos Menschen zu töten, falls mir das jemand jetzt entgegnen will. Menschenleben sind Menschenleben. Wenn ich sage, dass Hamas die Bevölkerung Gazas als Schutzschilde benutzt, ist das für mich keine Minimierung des Leidens dieser Menschen, und auch keine Abschussfreigabe; es sagt vielmehr etwas über die Hamas aus und ihre Taktiken, die sie ja auch offen zugegeben haben.

Aber was ist mit unseren Leben? Hier und jetzt. Oder am 7. Oktober. Dann wird auf die Staatsgründung hingewiesen etc, und dass doch vorher alles Frieden gewesen wäre zwischen Juden und Palästinensern dort – was nicht stimmt. Und dort wo BiPOC matters herrscht, werden auf einmal alle Juden aus MENA/SWANA und Afrika unter den Teppich gekehrt oder weiss gemacht – die ohne Israel ausgerottet worden wären. Bei der der Zeile aus dem Lied mit den Antirassisten und Antisemiten musste ich an eine frühere Freundin denken, Links, Feministin, super engagiert im Antirassismus – aber bei Juden: die sollen alle zurück nach Polen oder Deutschland. Und die anderen? Sollen zurück nach Iran oder Yemen, und wenn sie da umgebracht werden, ist es auch Pech. Das darf ich dann aber schon antisemitisch nennen, oder?

Ja… „Schutzschild der Nachfahr’n der Juden-Vergaser“ so kommt es dann auch, dass die Toten und leidenden Zivilisten in Gaza im übertragenen Sinne von den Nachfahren der Juden-Vergaser hier in Europa als Schutzschild ge- oder vielmehr missbraucht und vorgeschoben werden, um ihrem Judenhass freien Lauf zu lassen. Sonst würden viele der Dinge, die jetzt geschehen, und Parolen, die zu hören sind, nicht passieren: die Auschwitz-Nachrichten, die ich oben erwähnt habe, oder an Demos gerufene Parolen wie „Hamas, Hamas, Juden ins Gas“ und andere; Reproduktion von antisemitischen Verschwörungsmythen, so ein bisschen an die heutige Zeit angepasst – entweder direkt auf Juden, auf „Zionisten“ oder auf den Judenstaat angewandt; verbale und körperliche Gewalt, anspucken, Ausgrenzungen, Geschichtsrevision, es wird jüdischen Menschen gesagt wie sie ihr Judentum zu verstehen haben und wie nicht, und was denn nun für sie Antisemitismus zu sein hat und was nicht, dass Zionismus nichts mit Judentum zu tun hat (und wenn 95% der jüdischen Menschen etwas anderes sagen, sind keine echten Juden oder missbrauchen ihre Religion, egal wie sehr Zion=Jerusalem/Israel in allen Festen, Gebeten, Schriften enthalten ist und die Sehnsucht der Rückkehr dorthin) – alles mit dem Vorwand, es sei aus Solidarität mit Palästina.

Und da sitzt dann auch die Instagram-BlaBla-Zeile, denn wie viele posten am Holocaust Gedenktag (toten Juden gedenkt man gerne…), aber schweigen sonst, oder schlimmer… nichts ale leere Worthülsen. Von den Pro-Palästina Aufmärschen gerade am Holocaust Gedenktag dieses Jahr ganz zu schweigen.

Tja, da kommt ein Lied über Judenhass und die Linke, aber wen überraschts, es will niemand zuhören – von denen, die es sollten. Denn ja, Gaza wird erwähnt, obwohl es eigentlich nicht darum geht. Aber es gibt halt eine Verbindung: es wird erwähnt, weil der Judenhass so exponentiell mit der Pro-Palästina Bewegung gestiegen ist – auch wenn man mir vortäuschen will, es handle sich lediglich um Israelkritik, man wäre „nur gegen Zionismus“ und „nur gegen das Töten“. Das mag bei einigen so stimmen – bei einigen sehr wenigen. Aber dann würde ich nicht unter einem „Shabbat Shalom“ 5x „Free Palestine“ finden, würden kleine Kinder nur weil sie eine Kippa haben, nicht angespuckt mit den Worte „Free Palestine“, nicht an ein Altersheim für Holocaustüberlebende ein Hakenkreuz mit „Free Gaza“ gesprüht, würden nicht auf einmal „Tod den Juden“ Graffiti auftauchen oder „Merci Hamas“ oder sogar geschichtliche (!) Vorlesungen über Israel un der Uni durch Pro-Palästina Anhänger belagert werden, jüdische Menschen von Ballrooms ausgeschlossen werden und als gefährlich bezeichnet werden, wenn überall Gesinnungsprüfungen gemacht werden für jüdische Menschen (ist man jetzt ein guter Jude, oder ein böser, und muss bestenfalls damit rechnen, angepöbelt zu werden, schlimmstenfalls, dass einem etwas gebrochen wird oder man abgestochen wird). Und dann kommt wieder das ja aber, heul leise, dort unten sterben Menschen. Das weiss ich – und ich wünsche mir so sehr, dass das Töten, das Sterben ein Ende findet, dass die Geiseln nach Hause kommen, das Hamas ein Ende findet bzw. ausser Gefecht gesetzt wird.

Womit die Empathielosigkeit bewiesen wäre. So wie es empathielos ist, Israelis, Angst vor dem Angriff vom Iran haben, mit gepackten Taschen warten zum Bomb Shelter zu laufen, persönliche Nachrichten zu schicken „ich hoffe du bist bald tot“ „ich hoffe du bist bald platt und es ist nichts übrig von dir“ „ich hoffe es wird schmerzhaft“. Menschen. Mütter mit Kindern. Kinder. Auch Menschen, die zu tausenden wieder gegen ihre Regierung protestiert haben. Menschen die auch zum Teil hier Verwandte haben, die mit ihnen bangen.

Aber, das muss wohl die sogenannte „Israelkritik“ der Linken sein.

  1. Philip Kreißel, Thomas Laschyk: Greta Thunberg empfiehlt Accounts, die Terorrismus unterstützen. Volksverpetzer, 20. Oktober 2023, abgerufen am 21. Oktober 2023 ↩︎
  2. Marlen Schubert: Neuer Eklat um Greta Thunberg – Jüdin findet deutliche Worte: „Kämpfen um unser Überleben“http://www.derwesten.de, 2. Dezember 2023 ↩︎
  3. https://www.audiatur-online.ch/2022/06/09/die-sowjetischen-urspruenge-des-linken-antizionismus/ ↩︎
  4. Murtaza: Die ägyptische Muslimbruderschaft.2011, S. 55. ↩︎
  5. Michel Seurat: Les Frères Musulmans (1928–1982)
    . Hrsg.: Oliver Carré, Gérard Michaud. Gallimard, Paris 2002, S. 31. ↩︎
  6. Matthias Küntzel: Nazis und der Nahe Osten, Leipzig 2019 ↩︎
  7. Tilman Tarach: Der ewige Sündenbock. Berlin 2016 ↩︎
  8. Richard L. Rubenstein: Jihad and Genocide.Lanham 2010 ↩︎
  9. Robert Wistrich: Der antisemitische Wahn. Von Hitler bis zum Heiligen Krieg gegen Israel. 7. Auflage, Edition Critic, Berlin 2016, ↩︎
  10. Tilman Tarach: Der ewige Sündenbock. Berlin 2016 ↩︎
  11. Paul Schneider: Nazism and the Palestinians. The Algemeiner, 9. Juli 2023 ↩︎
  12. https://www.jpost.com/arab-israeli-conflict/name-of-shop-is-hitler-and-i-like-him-because-he-was-the-most-anti-jewish-person-432190 ↩︎

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