
Heute ist Transgender Day of Remembrance.
Der Tag, an dem wir allen trans* Menschen gedenken, die weltweit seit dem letzten Transgender Day of Remembrance -immer am 20. November- Gewalt erlitten haben und ermordet wurden.
Ich erspare euch die genauen Statistiken. Ich habe sie mir angeschaut. Die Zahlen sind seit dem letzten Jahr steil in die Höhe geschossen. So gut wie jeden Tag wurde das ganze Jahr durch seit dem letzten TDoR eine trans* Person umgebracht. Die meisten auf offener Strasse, gefolgt vom eigenen Heim. Seit diese Statistiken erstellt werden (2008) ist das vergangene Jahr unter den 3 mörderischsten Jahren. Jeden Tag ein Mensch!
Zählt man dazu noch alle, die sich selbst das Leben genommen haben, weil es ihnen, so wie es war, zu unerträglich wurde, steigt die Zahl noch einmal stark. Und das ist nur die offizielle Statistik. Die Dunkelziffer dürfte noch viel höher liegen. Manche «verschwinden einfach», andere werden von der Presse falsch identifiziert, oder von der Polizei, oder von der Familie. Manche Morde werden als Selbstmorde abgehakt. Weit über 90% der Betroffenen sind trans Frauen, oft schwarze trans Frauen.
Nicht nur Zahlen. Gesichter, Geschichten, Menschen. Einige dieser Geschichten habe ich mir durchgelesen, viele Gesichter angeschaut, innegehalten. Gesichter von schönen Menschen; manche nachdenklich und manche strahlend – weil sie endlich als sie selbst leben können.
Und darum geht es doch letztendlich beim trans-sein: Leben. Ein glückliches und erfülltes Leben, das man als die Person lebt, die man ist: als Frau, als Mann, als nicht-binäre Person. Und wer ich bin, dass weiss nur ich allein, tief in mir selbst, selbstbestimmt. Leben, sich selbst lieben, lieben und geliebt werden. Es ist ein Leben, wie es jeder (oder zumindest die meisten) andere Mensch auf dieser Erde lebt, oder leben möchte. Und doch scheint diese Selbstbestimmtheit anderen Angst zu machen, sie zu bedrohen – Normen und die Freiheit anderer so sehr zu bedrohen, dass sie meinen, andere Leben einfach auslöschen zu dürfen, können, müssen. Trans* Menschen wurden meisten erschossen, aber auch erstochen, erwürgt, erhängt, zu Tode gefoltert, erschlagen und gesteinigt. Für etwas, dass wir uns nicht ausgesucht haben. Nicht anders als Rothaarige, die man wegen ihrer roten Haare während der Inquisition verbrannte. Nur, vor wie vielen hunderten von Jahren war das? Und doch scheint sich die Menschheit kaum weiterentwickelt zu haben in mancher Hinsicht.
Wann wird die Gewalt enden? Physische, Psychologische und verbale Gewalt – von Beschimpfungen, Verspottung bis hin zu Konversionstherapien, Schlägen und Mord; Mobbing, das buchstäblich die Lust zum Leben nimmt. Trans* sein ist nicht das Problem. Trans* ist nur ein Adjektiv, wie gross und klein, dick und dünn. Das Problem ist, wie andere damit umgehen, mit anderen Menschen umgehen. Ein trans* Leben, ein nicht-binäres Leben ist genauso gut, wertvoll, schön, einzigartig und wichtig wie jedes andere.
Ich träume von dem Tag, an dem wir diese Statistiken nicht mehr brauchen. Dem Tag, an dem wir uns einfach nur alle als Menschen sehen, wertvoll und wunderbar geschaffen im Ebenbild Gottes des Ewigen, der Liebenden.