Warum ich sagen kann: Ich stehe hinter Israel

(Ein persönlicher Text)

Israel – das ist nicht nur ein Staat auf der Landkarte.
Und auch nicht nur das biblische Volk, das manche Christen meinen, wenn sie „Israel“ sagen.
Beides greift zu kurz.

Israel – das ist ein Ort, an dem mein Herz zu schlagen begann,
als hätte es dort schon immer geschlagen.
Ich berührte die alten Steine des Kotel –
und hatte das Gefühl, zum Anfang der Welt zurückzureisen.
Dorthin, wo Namen zu Rufen wurden
und Geschichten zu Wegen.

Israel ist für mich nicht allein Geographie.
Es ist Atem.
Heimat.
Wurzel.
Sieben Früchte des Bodens.
Erinnerung, die nicht nur im Kopf lebt, sondern in den Knochen.
Herzensfäden gehen dorthin zurück –
über Generationen hinweg.

Israel ist Am Yisrael
das Volk, das wir sind.
Wo auch immer wir leben.
In Zürich, in Tel Aviv, in Brooklyn.
Wir sind einander verbunden,
auch wenn wir uns nicht kennen.

Denn:
Kol Yisrael arevim zeh bazeh
Ganz Israel ist füreinander verantwortlich.
(Sota 37b)

Diese Worte tragen.
Sie erinnern mich daran,
dass wir einander nicht gleichgültig sein dürfen.
Dass mein Wohlergehen mit deinem verknüpft ist,
und deines mit meinem.

Israel ist auch: Klal Yisrael.
Die Gesamtheit.
Die vielen Gesichter, Stimmen, Wege –
und doch ein Ganzes.

Schon in der Tora steht:

„Nicht mit euch allein schließe ich diesen Bund … sondern auch mit dem, der heute nicht hier bei uns steht.“
(Devarim 29,13–14)

Ich war nicht dort –
und war doch gemeint.
Denn, wie der Midrasch sagt:

„Auch die Generationen, die künftig sein werden – sie alle standen am Sinai.“
(Midrasch Tanchuma, Nitzavim 3)

Ich stand dort.
In einer anderen Zeit.
War meine Seele dort.
Und mein Herz erinnert sich.
Und wenn ich heute „Israel“ sage,
meine ich diese Erinnerung.
Diesen Bund.
Diese Verbundenheit.
Und dieses Land.

In diesem Sinn:
Auch ohne Pass – bin ich Israeli.
Nicht im politischen Sinn, sondern im Herzschlag.
Im Aufstehen und Aufrichten,
im Dazugehören,
im Tragen und Getragenwerden.

Denn kein Mensch aus Israel ist vom Ganzen ausgeschlossen.
Ein adam mi-Yisrael yotzeh min ha-klal.
(Rav Kook)

So kann ich sagen:
Ich stehe hinter Israel.
Mit offenem Herzen.
Mit kritischem Geist.
Mit Wurzeln, die dorthin wachsen.
Mit Liebe, die nicht an Bedingungen geknüpft ist.
Mit der Verantwortung, die wir füreinander tragen.

כל ישראל ערבים זה בזה.
Kol Yisrael arevim zeh bazeh.

Und das genügt mir.
Mehr als jede Flagge.
Mehr als jede Regierung.
Mehr als jedes Urteil von außen.

Das ist mein Israel.

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