Nicht falsch, nur anders – Meine Reise zum eigenen Frau-Sein

Eine persönliche Geschichte von Identität, Mut und Neubeginn

Mein Leben war, glaube ich, nie langweilig. Auf gar keinen Fall war es ereignislos. Und schon gar nicht linear. Ein Freund sagte mir vor einigen Tagen dass der Weg das Ziel wäre, und man diesen erst beim Wandern entdecken würde. Manche meinen, ich würde rückwärts gehen – für mich ist es aber ganz einfach ein vorwärts gehen auf meinem Weg.

Das Wort «Detransition» mag ich nicht: es ist zu sehr belastet, wird gern von bestimmten Kreisen für ihre Zwecke ge- oder missbraucht, und wie gesagt, ich gehe nicht zurück, sondern vorwärts. Ich bereue auch nichts.

Als Detransition bezeichnet man das Ablegen der Identifikation mit einem anderen Geschlecht (als das Geschlecht, das bei der Geburt, in der Regel von einem Arzt festgestellt wurde) und das ganz oder teilweise Rückgängigmachen der geschlechtlichen Transition in sozialer, rechtlicher oder körperlicher Hinsicht. Ich habe allerdings nicht das Gefühl, etwas rückgängig zu machen, oder rückwärtszugehen – auch wenn es von aussen den Anschein haben mag. Ich gehe einfach meinen Weg weiter.

Ein Blick zurück: Ich bin als Mädchen geboren und aufgewachsen, und hatte ca 2 Jahre lang Testosteron Injektionen, als auch eine Mastektomie, um meinen Körper an den eines Mannes anzugleichen. Für mich war das eine absolute Lebensnotwendigkeit – etwas, dass ich tun musste, um zu Überleben. 

Mit meiner Weiblichkeit konnte ich nichts anfangen – auch wenn ich sie jetzt wieder umarme.

Der kleine, manchmal etwas verträumte, immer zwischen Büchern und Zeichenblock lebende (ich habe mit 4-5 Jahren mit meiner Oma lesen gelernt, ich wuchs bei meinen Grosseltern  in Deutschland auf) Wildfang der ich sein konnte, wurde das erste Mal mit 4 Jahren von einem Freund der Familie missbraucht. Es folgte eine Vergewaltigung mit 14, und eine mit 19; die letzte war im Juni 2022, komplett mit Rippenprellung und Blutungen. Dazu kommen noch andere Arten des Missbrauchs durch verschiedene Personen, die der Familie mehr oder weniger nah standen, in meiner Teeniezeit.

Ich wollte immer Jungs Sachen machen (mein Opa baute Modellflugzeuge, das wollte ich auch; oder eine Modelleisenbahn; und ich wollte unbedingt einen Chemiebaukasten) – aber das ging nicht: ich war ja ein Mädchen. Gleichzeitig hörte ich «schon wieder nur ein Mädchen», man hätte wohl lieber einen Jungen gehabt. Und dann wurde ich wieder «Mannweib» genannt, weil ich den Standards für Mädchen irgendwie doch nicht entsprach – weder vom Benehmen, noch körperlich so ganz zierlich glatt weiblich rüberkam.

Später zog ich dann zu meiner Mutter, die inzwischen in einer streng konservativen christlichen Gemeinschaft wohnte: nach vielen Jahren Alkohol- und Drogenabhängigkeit hatte sie sich zum Christentum bekehrt war durch den Glauben drogenfrei geworden. Damals war ich 13-14 Jahre alt. Als ich mich wagte, über den Missbrauch und die Vergewaltigung zu reden, ging meine Mutter mit mir zur Polizei – und diese fragte mich (mit 13 Jahren!), ob ich es nicht gewollt hätte, und welche Kleidung ich trug. Zurück in der christlichen Gemeinschaft wurde ich dann noch für das mir Geschehene mit Scham und Schuld belegt – als Tochter der Eva ist man als Frau die «ewige Verführerin». Ich fing dann an, mir Fragen über meine sexuelle Orientierung zu stellen. Ich wusste nicht, was das war mit den anderen Mädchen und mir. Fühlte ich mich zu ihnen hingezogen? War das nur ein Bewundern, oder war ich lesbisch? Oder war es nur dass ich mich einfach nur so anders fühlte als sie? Anders war? Oder so sein wollte wie sie, mir aber durch meine Erlebnisse alles unwiederbringbar genommen? 

Irgendwann habe ich dann doch das Label ‚lesbisch‘ genommen, schon einfach weil ich nicht wusste, was ich sonst mit diesen ganzen widersprüchlichen Gefühlen und Fragen machen sollte. Ich bin irgendwie anders, ich fühle anders, dann muss es doch wohl das sein? Und mit jemandem einfach nur reden ging auch nicht.

Jedenfalls war ich von anderen Mädchen, Frauen fasziniert, von ihrer Schönheit – und fühlte mich doch anders. Nicht schön. Und man hatte mir von klein auf gesagt dass ich zu fett war, das N-Wort und andere Schimpfworte als auch Prügel hatte ich auch bezogen. Als ich mich mit meinen Fragen an eine Seelsorgerin der christlichen Gemeinschaft wendete, war die Antwort Konversionstherapie und Exorzismusgebete – Dinge, die sich später in meinem Leben wiederholt haben. 

Geholfen hat es nicht, aber danach habe ich mich noch mehr abgelehnt. Da musste etwas falsch mit mir sein.

Ich hatte zwischendurch noch einen Freund -wohl mehr aus Rebellion- der sich aber als Loverboy herausgestellt hat („Loverboys“ sind Menschenhändler, die in der Regel versuchen, dass junge Mädchen oder Jungen sich in sie verlieben. Manchmal manipulieren sie junge Menschen auch auf andere Weise. Sobald sie ihre Opfer unter ihrem Einfluss haben, beuten sie sie aus, zum Beispiel in der Sexindustrie). Zum Glück hat meine Mutter mich noch rechtzeitig da rausgeholt bevor wirklich etwas passierte – ich weiss noch, wie sie vor der Tür stand, zusammen mit den Polizisten, die lautstark an die Tür hämmerten. Ich war 16.

Dennoch empfand ich das Leben in der christlich-fundamentalistischen Gemeinschaft, trotz einiger guter Momente, oft als einengendes Gefängnis mit einer Überlast an Schuldkult und anderen problematischen Dingen. Ich war 7 Jahre dort. Die Ehe, die ich dann einging, war mein rettendes Ticket dort heraus und brachte mich in die Schweiz.

Ich hatte schon irgendwelche Schmetterlinge im Bauch und liebte diesen Menschen als Menschen eben, ob ich allerdings reif genug war für eine Ehe? Schwierige Frage. Auf jeden Fall hat sie 20 Jahre gehalten.

Diese Ehe war mein Ticket raus, und gleichzeitig mein Ticket rein in andere Schwierigkeiten. Sicher gab es auch gute Momente, aber eben auch sehr dunkle – und so hangelte ich mich von hellem Moment zu hellem Moment und dachte nach jedem dunklen Moment, es wäre sicher der letzte gewesen – ich müsste mich nur genug ändern, es besser machen; denn sonst hatte ich ja verdient, was mir passierte: denn niemand ist perfekt, wir alle machen Fehler, und ich sicher am meisten. 

Doch statt «besser» zu werden, wurde ich immer mehr zu dem, was mir die Person, mit der ich verheiratet war, vorwarf: Jahrzehnte lang hörte ich und bekam zu spüren,  dass ich nicht dem entsprach, wie eine Frau in deren Idealvorstellungen zu sein hatte, dass ein «Mischling ja eigentlich gar nicht erwünscht war, aber dann ja doch schön exotisch», dass ich meine Haare abschneiden soll weil sie nerven und man mir ansieht wo ich herkomme (und man manchen Menschen ansieht, dass sie vom Affen abstammen), dass ich fett, hässlich und zu nichts nutze bin, und ob ich überhaupt jemals an etwas denke? Oft angeschrien, die Hand wurde auch mal erhoben -doch ohne zuzuschlagen, war Angst ein oft präsenter Begleiter. Ich weiss noch, ich trug damals immer schwarze Kleidung. Nur schwarz, das gefiel mir – genauso wie heute. Aber es gefiel der anderen Person nicht – also habe ich alles, alles weggeworfen und mir Sachen in Farben besorgt. Wir sassen dann auf dem Sofa und schauten Fern. Die Protagonistin der Serie trug immer schwarz. Da bekam ich dann zu hören: «So könntest Du dich auch mal anziehen»… 

Ich habe das Singen aufgegeben, das Tanzen aufgegeben, Brieffreundschaften, alles, was nicht passte (gleichzeitig entwickelte sich in mir ein innerer Widerstand) – meine Familie zu Hause in Deutschland sagte mir mehrmals, dass ich hörig wäre. Damals wollte ich das nicht hören, es hat mich wütend gemacht – heute muss ich dem wohl zustimmen.

Sicherlich hatte die Person, mit der ich verheiratet war, auch ihre Dämonen, ihre Schwierigkeiten und Leiden, über die wir leider nie gesprochen haben in all den Jahren. Vielleicht wären die Dinge dann anders gelaufen. Ich bin und war auch nicht perfekt und habe Fehler gemacht. Aber die Worte, Gefühle, Gesten haben sich eingebrannt: als Frau schien ich eine komplette Versagerin zu sein – und dazu noch das Gefühl, sowieso irgendwie nie richtig dazu zu passen, oder ins Schema zu passen – bzw. die Rollenbilder, die man mir bisher mitgegeben hatte.

Durch den Missbrauch, der in meiner Kindheit angefangen hatte, die Vergewaltigungen, die rassistischen Beschimpfungen aller Art über Jahre hinweg, Schläge, eine knapp entkommene Geiselnahme in einer Commerzbank an einem Freitagnachmittag (ich werde seitdem immer noch nervös wenn ich eine Bank betrete; wenn ich in einem Raum bin, muss ich dort sitzen, wo ich den Ausgang im Blick habe, oder direkt am Ausgang), Betrug in meiner Ehe, Anmache durch irgendwelche Männer, und die ganzen Worte und anderen Dinge, die in meiner Ehe passiert sind, habe ich mein Selbstwertgefühl verloren, konnte keine oder kaum Grenzen mehr setzen, an mir selbst gezweifelt. Oft habe ich gedacht, es wäre besser, wenn es mich gar nicht gibt und nie gegeben hätte. Frau-sein, das war doch irgendwie verbunden mit ausgeliefert sein, schwach sein, unterdrückt sein und sich unterdrücken lassen sollen, betrogen werden, und von niemand geschützt zu werden. Die starken, das sind Männer. Und von allem, was ich gehört habe, bin ich überhaupt eine richtige Frau? Und die Gedanken, die ich schon zu meiner Teeniezeit hatte, wie passen die dahin?

Mein Ehepartner stellte gegen Ende unserer Ehe fest, dass «er» eigentlich eine sie, eine trans Frau ist, und begann ihre Transition. Als ich sie aufblühen sah, dachte ich, dass nun alles gut wird: ich freute mich für sie. Und gleichzeitig fiel ich in eine tiefe Krise: ich sah sie stundenlang vor dem Spiegel sehen, geschminkt, in Frauenkleidung und mit Perücke, sich selbst bewundernd und verliebt ansehend. Auf der einen Seite konnte ich es verstehen: wenn man sich endlich findet, und sich zum ersten Mal selbst sieht, gefällt, gut fühlt, glücklich ist, möchte man, dass dieses Gefühl nie mehr aufhört; es ist etwas Unbeschreibliches – zum trans-sein gehört die Gender-Dysphorie, aber auch die Gender-Euphorie, von der viel weniger gesprochen wird. Das Glück, die Euphorie, die man empfindet, wenn man endlich sich selbst ist, oder dem einen Schritt näher ist.

Für mich stellten sich in diesen Momenten die Fragen, wer oder was ich denn dann eigentlich bin? Wenn das, was sie ist, die «wirkliche, richtige Frau» darstellt (super feminin, alle Stereotypen voll ausschöpfend – so wie ich eben mehr oder weniger mein Leben lang gehört hatte, keine richtige Frau zu sein da ich dem nicht entsprach), was bin ich denn dann? Wohl keine Frau. Was dann? Irgendwas dazwischen? Männlich? Ein Mann? Was? Gleichzeitig musste ich meinen Körper verstecken, denn ich hatte den weiblichen Körper, den sie (noch) nicht hatte. Es ging langsam alles in die Brüche. Es lag aber nicht an der Transition – rückblickend stand diese Ehe nie auf einem guten Fundament, und es gut, dass es endlich so kam, auch wenn es schmerzhaft war. Während dieser Zeit habe ich mich oft allein gelassen gefühlt – als Angehörige gab es niemand, mit dem ich über meine Gefühle sprechen konnte.

Es sind noch viel mehr Dinge passiert in meinem Leben, aber über die muss ich gar nicht reden hier. Sie haben mich in die eine oder andere Richtung beeinflusst. Es geht nicht um Schuldzuweisungen, es ist halt eben passiert. Die Konversionstherapien denen ich mich unterziehen musste und unterzog -mehrere, als Teenager, aber auch als erwachsene Person über 30- haben auch sehr viel Schaden angerichtet. Es wird Zeit, dass solche ein für alle Mal verboten werden!

Aus verschiedenen Gründen kam es zu einem Burnout, und ich ging für 3 Monate in eine Klinik. Vorher besorgte ich mir am Trans Kongress einen Binder. Ich sah ihn, und hatte das Bedürfnis danach. Mit meiner Weiblichkeit konnte ich nun so gar nichts mehr anfangen, und in meinem Körper fühlte ich mich gar nicht mehr wohl – schon seit langem immer weniger, aber da dann gar nicht mehr. 

In der Klinik zog ich ihn dann ständig an, und es fühlte sich gut an. Es fühlte sich an wie eine feste Umarmung (von denen es in 20 Jahren kaum welche gab…), wie ein Schutzpanzer; ich fühlte mich gut, stark, geschützt, selbstsicher. So wollte ich leben – so und nicht anders. Ich wollte stark sein, selbstsicher, und nicht abhängig und ausgeliefert! Und das war in meinen Augen nicht weiblich, sondern männlich.

Zurück zu Hause aus der Klinik, wieder in meiner irgendwie weiblichen Rolle war es eine Katastrophe. Das war für mich die Bestätigung. Ich war für das Frausein nicht gemacht. Meine noch Ehepartner:in eröffnete mir, dass sie in jemand anderes verliebt war, dass sie nie wirklich in mich verliebt gewesen war, ich halt «verfügbar war» damals – unsere Ehe war offiziell zu Ende, doch inoffiziell war sie das wohl schon seit langem, auch wenn ich mir das erst jetzt eingestand. Ich habe es dann nochmal als Frau probiert, so richtig feminin – aber es ging alles nicht mehr. Ich sprach mit meiner Psychiaterin, und begann meine Transition mithilfe von Testosteron, und später einer Mastektomie.

Das Gefühl der Erleichterung war immens, das Glücksgefühl auch. Endlich angekommen, endlich zu Hause in meinem Körper, endlich den ganzen Mist hinter mir gelassen! Ein neues Leben kann beginnen – ich fühlte mich gut und selbstsicher. Aufleben. Aufatmen. Dass die Transition nicht dass ist, was Probleme löst, sondern dass man an Problemen arbeiten muss, war mir bekannt, und ist klar. Aber es ging mir wirklich besser.

Es war ein Schritt, der zu dieser Zeit FÜR MICH zum Überleben notwendig war. Ich weiss nicht, in welcher Verfassung, und ob, ich es sonst geschafft hätte. Schon allein Einkaufen gehen kam mir vorher vor wie ein Spiessroutenlauf – an meinem angestammten LIDL steht immer ein und derselbe «Surprise» Verkäufer, der mir mehr als einmal vorgeschlagen hatte, mal «zu ihm» zu gehen. Nach meinem Erleben konnte ich solche Sachen einfach nicht mehr ertragen, und mit der Transition fielen sie jetzt weg. Durchatmen. Selbstbewusst. Sich im eigenen Körper wohlfühlen. Endlich! Seelenfrieden, in der Hinsicht. Endlich.

Mit der inneren Ruhe kam das Nachdenken. Nachfühlen. Hinfühlen. Und lernen dürfen von einigen wenigen Menschen (ohne dass diese mich belehren wollten). Interessanterweise habe ich durch Drag gesehen, gefühlt, gelernt dass auch in Weiblichkeit Stärke steckt. Durch Native American, Jüdische und Iranische Frauen habe ich über andere Weiblichkeiten, Geschlechterrollen, Stärke gelernt, als das, was ich bisher erlebt und gesehen hatte. Das brachte bei mir vor einem Jahr einen Denkprozess in Gang, aber da meine Transition in Gang war, dachte ich, ich kann jetzt nichts ändern, in Frage stellen, gar abbrechen, oder sonstwas tun. Und mit wem darüber reden? Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass solche Fragen nicht unbedingt willkommen sind – gerade auch weil alles was im Entferntesten mit Detransition zu tun hat, von bestimmten Gruppen von Menschen benutzt wird, um trans Menschen zu deligitimieren.

Und dann kam der 7. Oktober mit seinen Ereignissen, das grauenvolle Massaker der Hamas an der Bevölkerung Israels und ganz besonders an den Frauen. Das hat bei mir wieder sämtliche Traumata wachgerufen – von meinen eigenen Erlebnissen während der zweiten Intifada zu den Vergewaltigungen. Und da die Kiste nun mal geöffnet war, auch die meiner Ehe, der Beschimpfungen, des-niemals-genug-seins, der Essstörungen – auch wenn diese freilich nichts mit Israel zu tun haben. Diese Traumata habe ich nun angefangen, zusammen mit meiner Psychiaterin anzugehen. Das ist ein grosses Stück Arbeit, aber es ist gut und richtig so. Es wird auch Zeit, einige Glaubenssätze aus meinem Leben zu verbannen. 

Ich habe die Transition gebraucht, um zu überleben, und gleichzeitig habe ich festgestellt, dass ich jetzt bereit bin, mich zum Weiblichen hinzukehren. Das Wort «zurückkehren» mag ich nicht, und es passt auch nicht richtig insofern als ich nie wirklich da war, da man mir eingeredet hat, oder ich mir habe einreden lassen, dass ich nie wirklich richtig war, so wie ich war. Aber was ist schon die «richtige» Art, weiblich zu sein, oder eine Frau, oder überhaupt ein Mensch? Ist es nicht die Menschlichkeit? 

Menschlich zu sein und zu bleiben, und nicht, festgefahrenen Normen anzuhängen – lange Haare und rosa, kurze Haare und blau? Für diejenigen, für die es passt, ist das wunderbar – für diejenigen, für die es nicht passt, ist es nicht schlimm, denn es gibt auch halblange Haare und viele andere Farben. Wenn ich mir etwas wünschen würde, dann wäre es das, dass ich diese ganzen schlimmen Dinge nicht hätte erleben müssen, auch wenn sie dazu beigetragen haben, dass ich die Person bin, die ich heute bin. Wenn überhaupt, bereue ich nur, dass ich im Oktober meine Haare nochmal kurz geschnitten habe, obwohl sie schon recht lang waren, und dass ich Anfang Januar nicht den Mut hatte, meiner Endokrinologin zu sagen, dass ich kein Testosteron mehr wollte und mir dann doch noch mal eine 3-Monats-Spritze setzen liess. Alte Gewohnheiten vergehen schwer («Du ziehst nie etwas bis zum Ende durch!» «Du taugst nichts!» – Dann ziehe ich das eben durch, egal was!).

Transitionen sind nicht linear. So einfach von Punkt A zu Punkt B. 

So wie unsere Lebensgeschichten oftmals nicht linear, sondern verworren sind – und doch kann sich daraus ein reicher, duftender Rosengarten entwickeln. Es ist wichtig, sich Zeit zu lassen, nichts zu überstürzen, gut begleitet zu sein, und sorgfältig auf sich zu hören, auch auf eventuelle Zweifel. Sie gehören auch zur Symphonie des Lebens und wollen uns etwas sagen, oder auf etwas aufmerksam machen, auf das wir bestärkt in die für uns richtige Richtung weitergehen können, welche das auch immer sein mag. Ich bin halt nicht ganz in der Norm – eine Frau und gleichzeitig ein kleines Augenzwinkern G-ttes oder der Natur, je nachdem ob man gläubig ist oder nicht.

Wer bin ich? Einfach Ari Yasmin.

Und ich glaube immer noch daran, dass das Leben ein wunderbares, wertvolles Geschenk ist, einzigartig und wunderschön – und es lohnt sich, es zu Leben, voll und ganz. Die kleinen Wunder des Lebens zu sehen, da wo sie sind, und dankbar für sie zu sein, für jede Schönheit, die uns tagtäglich begegnet trotz allem, was in dieser Welt passieren mag.

Einfach durchatmen. Nach vorne schauen, vorwärts gehen.
Dankbar.

6 Gedanken zu “Nicht falsch, nur anders – Meine Reise zum eigenen Frau-Sein

  1. Pingback: 1 Jahr, 1 Tag – Ari Lee – Writer

Hinterlasse einen Kommentar