Stellen Sie sich vor, Sie betreten ein Café, einen Kulturraum, ein Festival – und plötzlich sind Sie ausgeschlossen. Nicht wegen Ihres Verhaltens, nicht wegen Ihrer Meinung, sondern allein, weil Sie jüdisch sind. Genau das passiert in der Schweiz – unter dem Label „Apartheid-Freie Zone“. Genf machte den Anfang, nun gibt es in Bern 29 solcher Orte. Auf den ersten Blick klingt es gut: ein Bekenntnis gegen Diskriminierung, gegen Rassismus, für Menschenrechte. Aber der Schein trügt.
In der Schweiz entstehen sie nun auch: „Apartheid-Freie Zonen“. Genf machte den Anfang, nun gibt es in Bern 29 solcher Orte – von Cafés über Kulturhäuser bis hin zu Gewerkschaften und Klimagruppen. Auf den ersten Blick klingt das harmlos, fast positiv: ein Bekenntnis gegen Diskriminierung, gegen Rassismus, für Menschenrechte. Doch ein genauerer Blick zeigt, dass sich hinter dem Begriff eine klare politische Ausgrenzung verbirgt – und zwar gegen Israel und jüdische Menschen.
Die Initiator*innen schreiben, sie wollten „keine Komplizenschaft mit dem israelischen Regime von Völkermord, Apartheid und Kolonialismus“ eingehen. Sie beziehen sich auf Anti-Apartheid in Südafrika, nennen ihre Inspiration die internationale Solidarität, die zum Sturz des Apartheid-Regimes dort beigetragen hat. Doch im Schweizer Kontext existiert keine Apartheid – und die Idee, sie hier zu deklarieren, ist reine Symbolpolitik. In der Praxis wird aus der „Apartheid-Freien Zone“ schnell eine „Israel- und Juden-freie Zone“. Wer sich als jüdisch erkenntlich zeigt – sei es durch Davidstern, Sprache oder andere Signale – kann ausgeschlossen werden.
Ich wiederhole: In der Schweiz gibt es keine Apartheid. Hier werden keine Menschen systematisch unterdrückt oder ihrer Rechte beraubt. In Wirklichkeit geht es um die Isolation von Israel – und letztlich um die Ausgrenzung von Juden. Wer sich als jüdisch erkenntlich zeigt – sei es durch einen Davidstern, durch Sprache oder andere Signale – wird de facto ausgeschlossen.
Die Deklaration in Bern und Genf verpflichtet die Unterzeichnerinnen, keine Kooperationen, kein Sponsoring, keine Veranstaltungen mit israelischen Institutionen oder ihren Lobbygruppen einzugehen. Wer entscheidet, wer definiert, was als „Lobbygruppe“ gilt? Selbst jüdische Zeitungen, Synagogen oder Universitätsgruppen können plötzlich darunter fallen, wenn ihre Existenz oder Haltung dem Narrativ der Initiatorinnen nicht entspricht. Das ist keine theoretische Einschränkung, sondern reale Ausgrenzung – gegen Menschen allein aufgrund ihrer Zugehörigkeit oder Herkunft. Reale Diskriminierung – Menschen werden allein aufgrund ihrer Zugehörigkeit ausgeschlossen – durch diejenigen, die in ihrer Erklärung vorgeben, gegen jede Diskriminierung zu sein.
Die Rhetorik ist hochgradig moralisch aufgeladen: „Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit“ – und gleichzeitig wird ein diskriminierendes System aufgebaut. Hier wird nicht gegen eine Regierung protestiert, sondern ein ganzes Volk, eine Religion, ausgeschlossen. Viele der Unterzeichner*innen sind gesellschaftlich relevante Organisationen: Gewerkschaften wie Unia, migrantische Netzwerke, LGBTIQ+-Gruppen, Cafés, Buchläden, Theater und universitäre Gruppen. Dass sie mitmachen, verstärkt die Wirkung und vermittelt, dass diese Form der Diskriminierung gesellschaftlich akzeptabel sei.
Historisch gesehen erinnert das an Juden-freie Zonen und Ausschlusspraktiken der dunkelsten Zeiten. Worte wie „Apartheid“ oder „Völkermord“ werden genutzt, um moralisch gut zu klingen – dabei geht es nicht um reale Menschenrechtsverletzungen in der Schweiz, sondern um die Ausgrenzung von Menschen, die einem politischen Narrativ nicht entsprechen.
Kritik an einer Regierung ist legitim. Kritik an gesellschaftlichen Missständen in Israel ist legitim. Aber die Forderung, das „Apartheid-Regime in Israel“ zu beenden, wirft Fragen auf: geht es um Regierungswechsel, oder um das Ende Israels als jüdischer Staat? Viele in der Palästina-Szene fordern bereits ein einziges Palästina – faktisch das Ende Israels. Wer jetzt schweigt, akzeptiert stillschweigend die Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer Identität.
Die Schweiz ist keine Bühne für symbolische Boykottaktionen, die Menschen ausschließen. Die Apartheid-Free Zones mögen sich gut anhören, aber sie schaffen Realität: Orte, an denen Juden nicht willkommen sind. Und das darf hier keinen Platz haben.