« Lasst uns darüber reden »

« Lasst uns darüber reden » ist das Thema der diesjährigen Pride in Zürich. Während die Themen der letzten Jahre eher Botschaften nach aussen waren, richtet sich das Thema dieses Jahr an die Community. Oder sollte ich sagen, die Communities, die die «Community» ausmachen? Ich finde dieses Thema grossartig, denn Dialog ist immer etwas Gutes – innerhalb der Community, als auch nach aussen; und ebenso im Zwischenmenschlichen. Dialog ist nicht nur etwas Gutes – er ist notwendig für unser Zusammenleben.

Wer an die queere Community denkt -oft zur Zeiten der Pride- vor allem als aussenstehende Person denkt wohl oft meist an eine einzige Community, so als ein grosser Monoblock. Dem scheint mir, ist aber nicht so. Mir erscheint die grosser Regenbogenfamilie vielmehr als eine Familie von mehreren Communities, die wiederum aus verschiedenen kleineren Gruppen bestehen. Dass da Dialog notwendig ist, versteht sich von selbst. Nicht, weil queere Menschen wenig konfliktfähig wären, oder sensibler als andere (auch wenn sich manche Milieus abfällig über uns als linksgrüne «Schneeflocken» äussern) – sondern einfach, weil hier viele verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Geschichten, Sensibilitäten und Bedürfnissen aufeinandertreffen.

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Von Aktivismus, schlechtem Gewissen und Bandscheiben

Heute um 18h war die Demo in Zürich. Ich wollte unbedingt hin, Und dann bin ich doch zu Hause geblieben. Dabei war sie doch soch wichtig – nicht nur mir, sondern überhaupt. Eine Demo, denn der Bundesrat hatte vor kurzem bekanntgegeben, dass es keine Option für ein 3. Geschlecht geben soll. „Die gesellschaftlichen Voraussetzungen seien nicht gegeben“, hiess es. Was für Voraussetzungen bitte? Waren die bei der Abschaffung der Sklaverei damals auch gegeben? Da ging es auch nur um die Rechte einer Minderheit wovon die machthabende Mehrheit nicht profitierte. Aber es gibt Dinge, die müssen einfach gemacht werden. Wenn Gesetze nur noch längst bestehendes anerkennen, hinken sie hinterher. Liegt es nicht am Staat, die Grundlagen zu schaffen?

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Der trotzige Trost – zum TDOR und danach

Sie schicken mir Fäuste, ich küsse sie*

Wir werden getötet den ganzen Tag;
wir sind geachtet wie Schlachtschafe

mit Pfefferspray in der Tasche
von morgens bis abends
geht das Schlachtschaf durch die Welt
nicht mehr still und leise
sich zur Wehr setzen ist keine Option
sondern ein Muss

Mein Zelt möchte ich aufschlagen
in einer anderen Dimension
voll Licht und Wärme
nur für einen Augenblick
Den Blick wagen auf eine Anderswelt
die noch nicht ist
aber im Werden ist
die in den Geburtswehen steckt
in permanenter Verspätung

Und doch ist im Hier und Jetzt
Wo dieses Licht Funken schlägt
ein Funke aus dem noch-nicht da
der trotzigen Trost und Hoffnung bringt
um erhobenen Hauptes weiterzudrängen
und sich die Wunden zu lecken

Wir werden getötet den ganzen Tag;
wir sind geachtet wie Schlachtschafe –
und stehen doch wieder auf.

Dieser Text basiert auf einer Predigt, die ich für den Trans Day of Remembrance geschrieben habe. Es geht um Widerstand, um trotzigen Trost, um Wärme trotz allem was geschieht, Benennung dessen, was benannt werden muss. Die Gewalt, die ein Ende finden muss, und das Weitergehen und Leben inmitten allem was ist, und einer Hoffnung, die uns trotzdem weitertragen kann – nicht als Krücke, Vertröstung oder Illusion sondern als lebendiger Widerstand und Einladung, einfach nur wir selbst zu sein und zu werden – denn wir sind gut so, wie wir sind. Sehr gut sogar. Der Text beruht auf der Geschichte, die in Matthäus 17,1-9 erzählt wird, darum ist sie hier als Fussnote, nach der Übersetzung in gerechter Sprache[1].  

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Mir reichts. Ich geh schaukeln.

Eigentlich bin ich jemand, der nicht so schnell Angst vor irgendwas hat. Ich bin wer ich, und die anderen… na ja, wenn ihnen das nicht passt, dann haben sie halt Pech gehabt. Viel zu lange habe ich nicht ich selbst sein können.

Trigger/Content Warnung: Es wird hier von Gewalt aller Art die Rede sein. Denn es gibt Dinge, die man nicht schönreden kann und beim Namen nennen muss.

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Meine Kirche. Meine Kirche?

Was soll ich in einer Kirche, in der ich mich nicht finde, und die kein safe space ist? Ist das wirklich „meine Kirche“?

Als Theologiestudent im Masterstudiengang und zukünftiger Pfarrer (zumindest ist es so geplant) überkommt mich immer wieder das schleichende Gefühl und die damit verbundene Frage, ob ich das überhaupt noch kann. Kann ich in und für eine Kirche arbeiten, und sie in gewisser Weise vertreten, wenn diese mich nicht vertritt, keinen Handlungsbedarf sieht wenn es um Menschen wie mich geht und mehr als Meilen davon entfernt ist, ein safe space für Queere Menschen und BiPoC zu sein?

Es kommt immer wieder zu Erfahrungen von Othering. Ja, ich bin stolz auf meine Wurzeln. Und dennoch möchte ich auch einfach nur dazugehören, mit meinen Eigenheiten, ohne die Eingangsbemerkung „dass man ja bemerkt hat, dass ich anders bin und nicht von hier“ (und die Antwort, dass ich vorher in Deutschland gewohnt habe, reicht da in der Regel nicht aus). Andersrum, falls ich auf Rassismus hinweise, heisst es „was denn, Du bist doch nicht so dunkel?

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Kreuzung

Ich stehe an der Kreuzung
Meine Hände in der feuchten Erde
In einer warmen Nacht
Und halte sie in meinen Händen
Alle die Stücke meiner Identität
Wie teils verschlissene Puzzleteile
Die nicht ganz richtig passen

Auf der Kreuzung
mitten im Kreuzfeuer
Zu schwarz, zu weiss
Cherokee, Taino, Afrika, Karibik
Vom Mittleren Osten zur Ukraine
Sie alle streiten um mich
-verrate ich sie alle
oder bin ich alle gleichzeitig?

Trans Intersex Asegi
Autist Gay -oder doch Bi?
Sonst noch was?

Identität ist selten binär
Nicht in Prozente aufspaltbar
Von allem bin ich hundert Prozent
Nichts wird verraten,
alles geehrt und geliebt

Ich lebe auf der Kreuzung
Und beiderseits der Schützengräben
Gehe mit allen Identitäten schwanger
Und gebäre sie in die Muttererde
wunderbar

bin ich
sind wir alle
alle an unseren Kreuzungen

Divine

Gott
Göttin
Gotte
Gtt*

Alles Bezeichnungen
So klein und unzureichend
Für den Grund alles Seins

Queer!
Ich nenne dem* Queer

Denn der Grund der Existenz
Der schöpferische Funke
Passt
In keine Kategorie

Abseits jeder Norm
Sind wir alle Spiegel
Und Reflektion
Dessen, was man göttlich nennt

Voll Schönheit
Einzigartigkeit
Und expandierender Weite
Wie die funkelnden Sterne
am Himmel
Und der Glitzer
Im Haar einer Drag Queen

Unzählbar die Namen
Und alle
Geschaffen
Aus Liebe.

Sovereign

My body is mine – Sovereign
Sovereign as Mother Earth

But my body has been colonized
by strange ideas
of what is
and should be
and how and what
and could and can and should
and what and may and not

Like a coyote after the rain
I shake my fur
shaking them out
they don’t belong to me

I am my own expert
and like the trickster
I’ll play a trick on you
and live my own life
strong, resilient
and beautiful
– my own rules
no predefined set
of strange binaries

My body is mine –
sovereign
it is not wrong, it is sacred
my love is sacred
and as such it grows more sacred
as I grow into it
with every step I take
mot to survive
but to
Live

My body is mine – Sovereign
Sovereign as Mother Earth
Sovereign